…obwohl ich Kinder liebe.
Na ja, zum einen haben wir nochmal ein ehrliches
Gespräch miteinander geführt und zum anderen verging auch etwas Zeit in der ich
diesen Kinderhibbel-Modus hatte. Ich glaube in dem Moment kamen mir sehr viele
Glücksgefühle hoch und meine Sicht war auch etwas verblendet auf die negativen
Seiten. Denn mir war klar, dass Kinder bekommen nicht nur gute Seiten hatte.
Jedenfalls war ich froh als wir in diesem Jahr so offen über das Thema Kinder und Elternschaft kommuniziert hatten. Etwas was ich generell in meiner Partnerschaft als sehr wertvoll empfinde. Denn wenn einer von uns Zweifel und Ängste hat, ist es nie ein Problem darüber zu sprechen.
Doch ich will euch nicht zu lange auf die
Folter spannen. Hier sind meine Gründe warum ich keine Kinder bekommen möchte.
(Vielleicht decken sich ja manche mit euren Gründen. Oder auch nicht? Ihr könnt
mir gerne schreiben wenn ihr einen Kinderwunsch habt. Ich bin da immer offen
für Gespräche).
Grund Nr. 1: Der finanzielle Aspekt
Das mag jetzt sehr simpel klingen. Denn schließlich gibt es genug Kinder, die selber keine gut verdienenden Eltern haben, aber ich weiß einfach wie es finanziell um uns steht. Verbunden mit meinen Burn-Out und dem Wissen niemals Vollzeit arbeiten zu können war mir klar, dass das auf Dauer sehr schwer werden könnten. Ich hab selbst schon oft genug von Eltern gehört, die sicher mehr als das doppelte verdienen wie wir und trotzdem öfter ins Strugglen kommen wegen unerwarteter Kosten.
Denn Kinder kosten nun einmal Geld. Selbst wenn man bescheidener lebt muss man immer vorbereitet sein. Und man möchte seinem Kind/seinen Kindern ja später auch ein wenig was bieten. Weswegen gerade dieser Punkt lange zum Grübeln gebracht hat. Es geht ja hier nicht nur um das Kind, sondern auch um die eigene Altersvorsorge und die muss ja auch finanziert werden. Ich wusste jedenfalls, dass das definitiv ein Grund gegen Kinder sein wird, da es uns einfach an Geld mangelt, was wir später auch ins Kind investieren würden (und sei es nur für ein gutes Sparpolster für ein späteres Studium und/oder Ausbildung).
Grund Nr. 2: Die Zeit
Natürlich wird es in einem gewissen Alter wieder mehr davon geben, aber gerade zu Anfang ist man 24/7 mit dem Kind beschäftigt. Und je nachdem wie needy das Baby ist kann das schon sehr stark an die Substanz geht. Ich würde sogar sagen, dass Zeit einer meiner Hauptgründe ist warum ich keine Kinder haben will. Denn diese Zeit fülle ich aktuell am Liebsten mit meinen Hobbys, meinen Partner und meinen Haustieren. Ich kenne genug Beziehungen die diese schwere Zeit geschafft haben, aber auch ebenso viele die daran gescheitert sind.
Ein Kind beansprucht sehr viel Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit. Und ich will keine Mutter sein, die irgendwann nicht mehr den Nerv für dieses kleine Geschöpf hat, was vollkommen unfreiwillig in diese Welt gekommen ist. Den Gedanken alleine fände ich unerträglich. Zumal ich selber ein gebranntes Kind bin, was unter der Trennung der Eltern und meinen ablehnenden Erzeuger gelitten hat.
Ich kann auch sagen, dass dieser Gedanke sehr egoistisch ist, da ich eine introvertierte Person bin und die Zeit brauche um mich selbst wieder vollzutanken. Noch egoistischer wäre ich es wenn ich trotz dieser Bedürfnisse ein Kind in die Welt setze, was dann unter meinen Egoismus leidet. Was für mich einfach auch der Grund ist es nicht zu tun.
Grund Nr. 3: Unsere Haustiere
Wir haben hier sechs Kaninchen, die sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit brauchen. Unter anderem auch weil wir aktuell ein Seniorenkaninchen mit Zahnproblemen haben, was monatlich zum TA muss. Zum einen sind das auch nochmal steigende Kosten, die mit dem Kind dazu kommen, aber auch weil ich mich in meiner Rolle als Kaninchenmama unglaublich wohl fühle. Und ich weiß auch, dass ich auch dort ein paar needy Kaninchen habe, die meine Aufmerksamkeit und Kuschelei brauchen.
Wenn ich ein Kind hätte würde das wohl kleiner ausfallen oder vielleicht zeitweise komplett wegfallen. Was unsere jetzigen Kinder nicht verdient hätten. Denn es gibt leider genug Familien die plötzlich ihre Haustiere links liegen lassen (ein absolutes No-Go in meinen Augen) und ich selbst möchte es einfach nicht riskieren, dass unsere Tiere im schlimmsten Fall sogar überfordert mit dem Kind sind. Gerade weil Kaninchen ohnehin eher scheue und ruhige Tiere sind.
In diesem Fall wiegen für mich die Bedürfnisse unserer jetzigen Kinder einfach höher und mit so einer großen Anzahl an Haustieren wäre es mir schlichtweg zu viel auch noch nebenher ein Kind zu haben. Tiere brauchen viel Aufmerksamkeit, kosten auch Geld und gerade Kleintiere werden in dieser Hinsicht immer wieder unterschätzt. Es gibt Menschen die das durchaus schaffen (meine Mutter ist ein gutes Beispiel, die sich um unseren Hund und fünf weiteren Kaninchen neben mir gekümmert hat. Wobei ich da schon in einem Alter war wo ich selbst regelmäßig mit anpackte), aber da waren die Umstände auch noch etwas anders als hier.
Eine 3-Zimmer Wohnung ist ohnehin nicht so groß und entweder müssten die Kaninchen einstecken oder das Kind. Und das würde ich einfach nicht wollen. Für die Haustiere ist es einfach fairer wenn sie die Stube komplett für sich haben können. :)
Grund
Nr. 4: Die Zukunft
Da ist natürlich jeder anderer Meinung, aber ich möchte ein Kind einfach nicht in diese Welt setzen. Wir haben jetzt schon Probleme mit dem Klimawandel und ich weiß nicht wie das in den nächsten 20-30 Jahren aussieht. Jedoch hätte ich einfach große Ängste ein Kind in die Welt zu setzen wo sowohl die Rente (die ja jetzt schon sehr unsicher ist), als auch das Leben auf diesem Planeten auf Dauer sehr schwierig wird.
Ich kann nicht sagen wie es aussieht. Doch selbst wenn es nicht um das Klima und die Umwelt an sich ginge wäre ich wahrscheinlich maßlos überfordert mit dem Umgang der sozialen Medien heute. Ich war zwar schon auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter unterwegs, aber gerade noch schnelllebigere Plattformen wie TikTok sind mir ein absolutes Graus. Und ich glaube gerade der Umgang damit ist auch für die heutigen Elternteile nicht leicht. Selbst wenn man das Kind größtenteils oder gänzlich aus dem Internet fern hält ist es nicht sicher, dass da nicht trotzdem etwas passieren kann.
Zu guter Letzt haben wir alle mit einer schwierigen Politik zu kämpfen. Und heutzutage sind die Fronten sowieso nochmal um einiges verschärfter. Ich bin zwar mittlerweile wesentlich informierter als noch vor einigen Jahren, was die Politik angeht, aber ich müsste lügen wenn ich sage, dass ich mich darin gut auskenne. Man will ja seinem Kind auch ein gutes Weltbild vermitteln und auch wenn es sich immer so gerne daher sagt: „Das bekomme ich schon hin.“ ist die Umsetzung in meinen Augen nochmal wesentlich schwieriger als der Gedanke dahinter. Ich wäre natürlich bemüht mein Kind möglichst tolerant und Weltoffen zu erziehen, aber letztendlich bin ich selbst überfordert wie es politisch aktuell läuft.
Es läuft auf kurz oder lang darauf hinaus, dass ich nicht wüsste wie ich mein Kind durch diese Welt begleiten sollte, die mir selbst schon oft genug Schwierigkeiten bereitet. Wie soll ich da auch noch ein zweites Menschenleben durchbringen? Vor allem weil das Elternsein niemals aufhört.
Grund Nr. 5: Meine Depressionen
Meine Psyche ist nochmal ein Extrapunkt. Auch wenn ich diesen sicher auch in einen der anderen Punkte gut hätte eingliedern könnten. Doch ich glaube einfach, dass diese Belastung ein Lebewesen zu haben, was einen so sehr beansprucht, für meine Psyche einfach zu viel wäre. Als Tochter eines depressiven Vaters weiß ich nur allzugut wie schlimm das sein kann. Und natürlich kommt es am Ende immer darauf an wie schlimm die psychische Erkrankungen ist und wie der- oder diejenige damit umgeht, aber ich bin ehrlich… ich knabbere teils schon daran selbst durchs Leben zu kommen. Und da wäre so ein Kind einfach eine immense Belastung.
Ich hab mir vor allem vorgenommen nächstes Jahr meine Therapie endlich durchzuziehen. Was auch gut ist, da ich viele frühkindliche Traumata aufzuarbeiten habe, aber das macht mich deswegen nicht gleich bereit für eine Mutterschaft.
Es gibt sicher genug Menschen mit Handicaps die stark genug sind und ein Kind großziehen können. Doch als solchen Menschen sehe ich mich einfach nicht. Vielleicht würde ich es hinbekommen… ich weiß es nicht, aber die Angst es doch zu vermasseln wäre einfach zu groß.
Zumal ich auch Angst hätte, dass mein Kind selber noch Depressionen bekommt. Diese Chance liegt bei 15% wenn man das selbst als Elternteil halt. Weswegen mir auch hier das Risiko zu hoch wäre wenn mein Kind mit so einer Belastung sich durchs Leben kämpfen würde. Es kann natürlich auch anders laufen, aber ich will es einfach nicht darauf anlegen.
Grund
Nr. 6: Meine Kunst und Hobbys
Das wäre zwar auch gut unter den Punkt Zeit untergekommen, aber ich möchte einfach nochmal einen externen Absatz mir dafür bereit halten. Denn es ist so wie es ist… ich schreibe, ich zeichne und bin auch so künstlerisch sehr viel aktiv. Und ich weiß, dass es genug künstlerische Eltern gibt die das trotzdem schaffen ihre Hobbys und Kinder in Einklang miteinander zu bringen. Fakt ist aber, dass eines immer darunter leiden wird und da spricht wirklich bei mir der Egoismus heraus.
Ich möchte die Freiheit haben nach meinen Feierabend einfach das zu machen worauf ich Lust habe. Zumal man auch viel unabhängiger ohne Kinder sein kann. Egal ob es um Kurzurlaube und Spontanreisen geht. Die Kunst ist mein Leben. Genauso wie ich es liebe Videospiele zu spielen und Bücher zu lesen. Mir würde es sehr fehlen wenn ich darauf verzichten würde.
Und auch hier weiß ich von vielen Elternteilen, dass die meisten einfach wenig bis gar keine Zeit mehr für ihre Hobbys haben. Was ich gerade bei so Zeitintensiven Hobbys sehr bedauern würde.
*
Schlussendlich muss jeder für sich selbst
entscheiden ob er sich in der Lage sieht Kinder großzuziehen. Und es ist auch
immer noch Sache der werdenden Eltern oder kinderlosen Partnern ob man sich
dafür bereit fühlt. Niemand anderen geht dieses Thema an. Gerade weil dieses
Thema viele Trigger auslösen kann. Ich würde mir für unsere Gesellschaft in
dieser Hinsicht auch mehr Sensibilität wünschen.
Es sollte keine Rolle spielen ob wir Kinder in die Welt bringen oder nicht. Beides ist auf seine Weise egoistisch. Ich bin jedenfalls froh, dass mein familiäres Umfeld da so sensibel mit dem Thema umgeht. Denn für diese spielt es keine Rolle ob ich Kinder habe oder nicht. Das Wichtigste ist, dass man mit seinem Leben zufrieden ist.
~ LadyCasera
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