Wenn Positivität toxisch wird!

 

Bevor ich auf das Thema eingehe möchte ich betonen, dass ein gesunder Optimismus etwas Gutes ist. Mir geht es in diesem Blogeintrag ausschließlich um extremes Denken, was nicht nur für einen selbst, sondern auch das entsprechende Umfeld ungesund sein kann.

Ich würde mich sogar als sehr optimistischen Menschen bezeichnen, der auch in schweren Krisen versucht das Beste aus dem Leben zu machen. Allerdings bin ich auch kein Fan davon die Augen vor der Realität zu verschließen. Und das ist genau der Punkt warum ich dieses Thema hier auf meinen Blog ansprechen möchte.

Doch was ist überhaupt toxische Positivität?

Im Grunde geht es darum, dass alle negativen Gefühle aus dem Leben ausgesperrt werden und nur noch Positive es verdient haben Aufmerksamkeit zu bekommen. Das kann auch soweit gehen, dass man nicht nur sich selbst diese Gefühle und Gedanken verwehrt, sondern auch andere in diese toxische Positivität reinzieht. Das kann auch Teil einer toxischen Beziehung sein, die es auch auf jeder Ebene gibt. Sei es bei den eigenen Eltern, Freunden, Partner oder Bekannten.

Meistens liegt auch eine sehr hohe Erwartungshaltung bei einer toxischen Positivität. Und Konflikte können dabei auch oft unter den Teppich gekehrt werden. In jedem Fall ist sie nicht gesund und oftmals auch ein Ergebnis einer (wie ich finde) verkorksten Gesellschaft.

Sei dir selbst die nächste Person, oder doch nicht?

Wie oben erwähnt ist ein gesundes Selbstbewusstsein und Optimismus etwas Gutes. Jedoch hat es Social Media Mal wieder auf die Spitze getrieben. Hier geht es darum, dass man nicht nur sein Leben romantisieren soll, sondern auch sich selbst als der Hauptdarsteller seines Lebens sieht. Und es mag zum Teil auch stimmen. Denn natürlich sollten wir unser Leben nicht nach dem anderer ausrichten, ABER heißt das im Umkehrschluss nicht, dass man sich zu einem egoistischen Menschen entwickeln muss.

Es gibt einen Unterschied zwischen Selbstakzeptanz/liebe und Egoismus. Dieser zeigt sich vor allem darin wie wir unsere Mitmenschen behandeln. Um das Ganze Mal zu verbeispielen stelle ich euch eine kleine Alltagssituation vor, die sicher jedem irgendwann Mal passiert ist. Stellt euch vor ihr hattet einen absolut grauenvollen Tag. Alles ist schief gelaufen und nebenher habt ihr auch noch eine Rechnung im Briefkasten gefunden (der Albtraum aller Erwachsenen). Und dann sprecht ihr euch bei jemanden aus.

Jetzt haben wir zwei Ausgänge.

~ Eine toxisch positive Person würde euch sagen, dass so was ja jeden passieren kann und man doch trotzdem das Beste aus dem Tag machen kann. Selbst wenn euch gar nicht mehr nach guter Laune ist. Die toxische Person wird sogar dafür sorgen, dass ihr euch schlecht dabei fühlt wenn ihr einen schlechten Tag habt, da ihr auch die Laune der Person runterziehen könntet. Und das will die toxisch positive Person nicht.

Also gebt ihr nach und stimmt zu. Ihr schluckt eure Gefühle runter und unterdrückt weitere Impulse. Damit verdrängt ihr nicht nur die Gefühle, die an diesem Tag aufgekommen sind, sondern ihr lernt auch, dass negative Gefühle bei euch selbst keinen Platz mehr haben.

~ Anders wiederum wäre es wenn eine Person mit euch redet, die nicht toxisch positiv ist und eure Gefühle ernst nimmt. Was meist mit Sätzen geäußert wird: „Das kann ich verstehen, wenn dich das frustriert.“ – „Willst du dich bei mir aussprechen? Es ist auch okay wenn du weinst.“ – „Du bist nicht alleine. Ich bin für dich da, wenn’s dir nicht gut geht.“

Im Übrigens ist das auch ein Tipp für männliche Personen, denn gerade diese können unter anderen Männern ebenfalls darunter leiden. Das ist ein Punkt unter dem auch Männer noch zu leiden haben. Als Mann ist es absolut legitim traurig zu sein und Gefühle zu zeigen. Gerade diverse Coaches versuchen heutzutage ja anderes auf Youtube und Social Media zu vermitteln. Doch auch hier ist der beste Weg solchen Menschen aus dem Weg zu gehen und ihnen gar nicht erst die Chance zu geben Einfluss auf euch zu nehmen.

Im Grunde geht mir darum, dass man als Person die nicht toxisch positiv ist auch in der Lage sich in andere hinein zu versetzen. Das Stichwort ist hier Empathie. Natürlich ist diese nicht allen gegeben, aber selbst für Menschen die Probleme damit haben sich in andere hineinzufühlen sollte es klar sein, dass man einer Person der es gerade schlecht geht keine Vorwürfe macht. Denn genau das vermittelt diese vermeintliche „Positivität“.

Jetzt geht es zum nächsten Punkt, der mich auch massiv an toxic positivity stört. Und zwar…

Toxisch positive Menschen sind meist sehr rücksichtslos und egoistisch.


Privilegien, die nicht jedem gegeben sind!
 
Ein Mensch, der keine schweren Krisen im Leben durchgestanden hatte, ein relativ behütetes Leben und noch nie eine Existenzkrise hatte wird wohl nie verstehen wie es ist Angst um sein Leben zu haben. Denn wie sollte die Person das auch nachvollziehen können wenn sie nie dieser Situation ausgesetzt war?

Das unterstreicht auch nochmal den Punkt mit der fehlenden Empathie.

Kennt ihr Millionäre die sagen: „Geld ist nicht so wichtig.“

Oder Menschen, die nicht von Krankheiten betroffen sind, dir dann aber sagen, dass man mit ein wenig guter Ernährung und Sport schon alles hinbekommt?

Eigentlich kommen solche Aussagen gerade von Personen die absolut keine Ahnung davon haben. Kommt auch hier wieder dem gleich wenn Pseudopsychologen einem weiß machen wollen, dass ein wenig an die frische Luft gehen ja gegen Depression hilft. Und das war (leider) noch nicht einmal das Schlimmste. Denn heutzutage toppen sich die Leute online gegenseitig in ihrer Antipathie. 

Ich bin leider schon viel zu oft solchen Menschen begegnet. Menschen, die nach unten treten (meist gegen Armutsbetroffene). Menschen, die bewusst auf kranke und depressive Menschen abzielen. Doch warum ist das überhaupt so? Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, aber rein aus meinem persönlichen Empfinden heraus ist es für viele einfach leichter Schwächere zu attackieren. Diese können sich nicht so gut wehren und haben auch nicht so viel Macht wie bspw. reiche Personen.

Ja, traurige Gesellschaft, aber gerade an der toxischen Positivität zeichnen sich meist die schlimmsten Charakterzüge eines Menschen ab. Und hey, es mag ja auch Menschen geben die Schlimmes durchgemacht haben und jetzt die toxische Positivität als ihre Lebenseinstellung gefunden haben. Das mag ja erst Mal „ganz nett“ klingen. Wenn diese Personen es zumindest für sich behalten würden, aber leider ist das Mitteilungsbedürfnis von Menschen heutzutage sehr groß. Ich glaube das muss ich Niemanden hier erklären, der nicht mindestens ein Video von TikTok und etwaige Instagramer gesehen hat.

Und ja, sollte da eine Person sein die meinen Blog liest und denkt: „Ja, ich hab auch Depressionen und trotzdem hab ich’s durchs Leben geschafft. So schwer ist das nicht.“

STOP! Nur weil DU das so geschafft hast gilt das nicht für andere. Genauso wenig wie der Satz, dass die Person einfach nicht hart genug an sich gearbeitet hat. Oder auch so Sätze dropt wie: „Du musst dich doch einfach zusammenreißen.“ NEIN! Absolutes NEIN! Wenn ein Mensch dir sagt, dass er es aus den-und-den-Gründen nicht dazu in der Lage ist solltest du diesem Menschen vertrauen und deine ungefragten Ratschläge für dich behalten. Denn das ist auch ein Zeichen von Privileg.


Es mag erst Mal nicht so wirken, aber wenn wir auf die Welt kommen sind wir meist noch ein ungeschriebenes Blatt. Dennoch sind wir alle unterschiedlich (das ich das erklären muss ist traurig genug). Ich z.B. bin ein sensibler Mensch, der auch viel stärker auf seine Umwelt reagiert. Und bevor ich mich so intensiv mit mir selbst und solchen Themen auseinander gesetzt habe, hab ich mich auch zu oft dafür selbst verurteilt. Wer will kann das gerne hier im Blog nachlesen: Das Leben als sensibler Mensch.

Denn ob man es glauben mag oder nicht, aber jeder Mensch ist anders. Manche haben ein dickeres Fell, andere wiederum weniger. Und natürlich kann es durchaus passieren, dass man im Laufe seines Lebens auch stärker wird und lernt mit gewissen Umständen umzugehen. Das gibt euch trotzdem nicht das Recht andere unsanft zu behandeln. Gerade wenn diese nicht einmal danach gefragt haben.

Also ja… sieh es als Charakterzug oder Privileg. Doch nicht jeder Mensch ist für diese Welt geschaffen und manche haben ihr Leben lang einen Leidensdruck, weil sie nicht der extrovertierten, eiskalten Gesellschaft entsprechen, die der Kapitalismus von uns verlangt.


Gerade auf Social Media wird gerne das "perfekte Leben" inszeniert.
Dabei werden oft genau deren Privilegien vergessen.
    


Verdrängung ist nicht die Lösung!

Wenn wir anfangen wie im ersten Konfliktbeispiel unsere Emotionen zu unterdrücken kann dies nicht nur dazu führen, dass wir doppelte Emotionen entwickeln, sondern auch anfangen die eigentlichen Probleme unter den Teppich zu kehren. Mit den Zweit-Emotionen ist folgendes gemeint:
 
Ihr spürt, dass ihr „negative“ Emotionen habt und unterdrückt diese. Stattdessen zwingt ihr euch zu lächeln und euch einzureden positiv zu denken. Doch nebenher lernt euer Körper andere Emotionen zu entwickeln um den eigentlich negativen Emotionen entgegen zu wirken. Das führt nicht nur zu einer Oberflächlichkeit, sondern kann sogar zu viel schlimmeren psychischen Problemen führen.

Ich selbst kann da nur wieder von meinen persönlichen Erfahrungen sprechen. Es gab eine Zeit wo ich regelrecht meine negativen Emotionen „unter Wasser“ gehalten habe (wie einen kleinen Ball). Was irgendwann so sehr ausartete, dass ich fast gar nichts mehr spürte. Weder Trauer, Fröhlichkeit, noch Wut. Ich fühlte einfach gar nichts mehr. Wodurch ich auch in eine tiefe Depression stürzte, da ich selbst die Nachwirkungen eines Gruppenzwangs spürte. Es hat sehr lange gedauert bis ich überhaupt wieder Emotionen spüren konnte und obwohl die erste Emotion weinen war, fühlte es sich für mich unglaublich befreiend an mich überhaupt wieder wahrzunehmen.

Also ja, toxische Positivität kann extrem ungesund sein. Und auch wenn es nicht immer einfach ist die unangenehmen Gefühle zu handlen sind sie Teil unseres Lebens und gehören dazu. Zumal ich sowieso das Gefühl habe, dass die Gesellschaft Dinge schlecht redet, die eigentlich sogar positiv sind. In meinen Augen gibt es keine negativen Gefühle. Um das mit Regen zu symbolisieren (ganz romantisch ausgedrückt) spült dieser doch auch den Dreck von der Straße. Wenn dann noch die Sonne herauskommt entsteht meist auch ein wunderschöner, bunter Regenbogen. 🌈

Kurz gesagt: Nur wenn wir alle Emotionen und Gedanken unserer Seele zulassen können wir uns gänzlich von dieser Last befreien. Und das ist so wichtig für unsere spätere Entwicklung, die auch wiederum Teil unseres Leben ist. Ich kann euch nur den Pixar Film ‚Alles steht Kopf‘ ans Herz legen, der sich übrigens wunderbar genau mit diesen Emotionen auseinander setzt. :)
 
Wir sollten niemals unsere eigenen Gefühle für andere wegsperren!
 

Man wird Probleme nicht los indem man sie weg-ignoriert.

Ist im Grunde ein Unterpunkt für den vorherigen Punkt, aber wenn wir anfangen jedes noch so kleine unangenehme Gefühl zu unterdrücken geht auch ein Teil unserer Selbstreflektion verloren. Ein wirklich ausgeglichener Mensch kommt nicht nur mit Konflikten klar (so unangenehm diese auch sein können), sondern auch mit den eigenen unangenehmen Gefühlen. Im Grunde führen wir ja selbst Konflikte mit uns, wenn wir mit etwas in unserem Leben unzufrieden sind.

Eigentlich sind wir auch erst wirklich in der Lage Konflikte und Diskussionen mit anderen Menschen zu führen wenn wir auch diesen Teil unserer Seele akzeptieren.

Ergebnis von Verdrängung ist also nicht nur, dass wir uns dabei selbst im Weg stehen, sondern auch noch Probleme immer größer werden lassen, denen wir damit dann aus dem Weg gehen. Die Lösung wäre also ganz einfach: Sich selbst in den Spiegel schauen und sich all den Gefühlen und Gedanken stellen, denen wir so tunlichst aus dem Weg gehen.

Dies muss nicht einmal Grund einer toxischen Positivität sein. Jedoch ist das für mich ein allgemeiner Ratschlag der schon oft geholfen hat. Denn hier kommen wir wieder zum Stichwort Egoismus. Ihr müsst wissen, dass ich die Sängerin Bina Bianca unglaublich gerne höre. Ihre kleinen Musikstücke sind super für den Alltag. Jedoch sehe ich gerade den Song „Du-Problem“ als sehr kritisch. Denn es mag sein, dass wir manchmal Konflikte mit Menschen haben die uns wirklich ernsthaft schaden und denen wir auch definitiv aus dem Weg gehen sollten.

ABER heißt das nicht im Umkehrschluss, dass Wir selbst nicht manchmal das Ich-Problem sind. Das setzt eine gesunde Auseinandersetzung mit uns selbst heraus. Man kann es sich leicht machen und sich sagen: „Es sind immer die anderen.“ – „Ich mache doch alles richtig und bin nicht das Problem.“ – „Ich bin der Hauptdarsteller meines Lebens.“ Doch mit dieser Einstellung wird man auf Dauer auch sehr unglücklich.

Etwas ironisch, ich weiß, aber vermeintlich strahlende, stets positive Menschen haben im Grunde selbst sehr viele unaufgearbeitete Traumen, die sie auf andere Menschen kompensieren. Sie fürchten sich so sehr vor Negativität, da sie ja nicht ins andere Extrem rutschen wollen (toxische Negativität). Doch dies führt dann zu der Verdrängung, dem Wegstoßen aller Probleme und immer stärker werdender Oberflächlichkeit.

Sie verbinden quasi das was normale, unangenehme Gefühle wie Weinen, schlechter Tag/schlechte Phasen oder Krisen mit toxischer Negativität sind. Eine Angst, die dazu führt, dass sie nur noch mehr unterdrücken und oberflächlicher werden lässt. Oder um es so auszudrücken: Sie sind eigentlich selbst Opfer ihrer eigenen Einstellung. Doch meist können nur sie selbst sich aus dieser toxischen Positivität befreien, da sie sonst wie oben beschrieben dafür sorgen, dass man sich selbst schlecht dabei fühlt wenn es einen nicht gut geht.

Also, auch wenn es schwer ist, manchmal ist man selbst das „Problem“. Ich werde das auch gerne nochmal ausführlicher im Blog-Eintrag gefühlsorientierte Pädagogik thematisieren, die sich sehr intensiv mit den eigenen positiven, wie negativen Gefühlen auseinander setzt. Eigentlich genau das was vielen toxisch positiven Menschen fehlt: Der Tiefgang.

Negative Gefühle und Gedanken werden geframed…

…obwohl sie eigentlich alle Berechtigung haben zu existieren. Ich wiederhole mich vielleicht etwas bei diesem Punkt, aber ähnlich wie Regen, Gewitter oder Sturm kein „schlechtes Wetter“ sind und Winter und Herbst keine „doofen Jahreszeiten“ sind, gehören selbstverständlich auch Weinen, Wut und Frust in unser Leben.

Wir leben in einer so Gewinn- und Leistungsorientierten Gesellschaft, dass uns jegliche Geduld fehlt. Ein Vergleich? Wir könnten einen Samen von Anfang groß ziehen. Doch dies würde natürlich sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Oder wir kaufen uns eine fast fertige Pflanze und ziehen diese nur noch in ihrer letzten Etappe hoch.

Und natürlich ist es vollkommen legitim (jetzt aufs echte Leben bezogen) sich aufgrund fehlender Skills die fast fertige Pflanze zu holen (damit das nicht falsch interpretiert wird).

Jedoch ist unsere Gesellschaft mittlerweile so ungeduldig, dass sie gar keine Zeit mehr für unangenehme Gefühle hat. Wir denken es ist schlecht wenn wir auch nur einen Tag schlechte Laune haben. Rechtfertigen uns und entschuldigen uns dafür. Tatsächlich sind wir schon soweit gekommen, dass ich selbst auf Twitter regelmäßig lese wie sich Menschen dafür rechtfertigen warum es ihnen gerade nicht so gut geht.

Dabei ist das mehr als legitim. Wir DÜRFEN und SOLLTEN sogar uns schlecht fühlen. Das klingt so weltfremd, ich weiß. Doch obwohl wir das Gefühl haben die Sanduhr unseres Lebens rieselt immer schneller, heißt es nicht, dass wir jeden Tag, jede Stunde oder Sekunde unseres Lebens mit Maximierung auseinander setzen müssen. Im Gegenteil. Wenn wir schon von Fortschritt im Leben reden kann es sogar ausbremsen diese Gefühle oder Gedanken möglichst schnell abzuschütteln.

Ist es nicht traurig, dass wir diese Gefühle und Gedanken wie etwas Ekeliges oder Andersartiges behandeln? Während bei toxischer Positivität gute Laune der Star des Internets ist, wird jede Traurigkeit verschmäht und geächtet, als wäre sie der Außenseiter der Schule. Noch trauriger wird es wenn man darüber nachdenkt wie wenig Zeit wir uns überhaupt für unsere Gefühle und unser Leben geben. Heutzutage kann es einfach nicht mehr schnell genug gehen. Denn wer will schon Zeit mit Dingen verwenden, die einen eventuell ausbremsen könnten?

Und hier kommen wir schon zum nächsten Punkt:

Gefundenes Fressen für Pseudo-Coaches und Psychologen.

Ich glaube man kann mittlerweile gar nicht mehr aufzählen wie viele „Experten“ es im Internet gibt. Jeder Influencer, jeder noch so daher gelaufene User will dir erzählen wie du dein Leben zu leben hast. Kombiniert mit Misogynie wird auch gerne Frauen eingetrichtert (selbstverständlich von Männern) was sie tun müssen um bspw. bei Männern besser anzukommen.

Eigentlich macht mittlerweile jeder Hinz und Kunz irgendeine Art von Lebensberatung. Was nicht einmal so schlimm wäre wenn es A. nicht ungefragt wäre und B. die Personen aufs Endlose pauschalisieren. Stichwort: Privilegien. Denn die meisten vermeintlichen „Berater“ vergessen, dass nicht jeder dasselbe Leben führt und damit mit denselben Mitteln arbeiten kann wie sie selbst.

Davon gehen aber gerade toxisch positive Menschen sehr oft aus. Und leider… leider sind genau diese Art Menschen die gerne ihre vermeintlichen Tipps im Internet verbreiten. Das fängt schon mit so Sachen an wie man OHNE Therapeut und professioneller Behandlung seine Depression los wird oder wie du einfach Mal richtig dick Kohle machen kannst.

Dazu werde ich auch noch einen Blogeintrag machen. Denn Multi-Level-Marketing und jede Art von Schneeball- und Pyramidensystem wird gerne als Köder für verzweifelte Menschen genutzt, die dann oftmals auch in eine Schuldenfalle laufen und im allerschlimmsten Fall sogar ihr Leben damit zerstören. Toll, oder? /Sarkasmusoff.
 
Coaches manipulieren euch bewusst um an euer Geld zu kommen.
Lasst euch davon nicht beeinflussen!

Jaja… die lieben Coaches wollen ja nur unser Bestes. Also euer Geld. Eure Lebenszeit und nochmal ganz viel Geld drauf. Selbst wenn diese Tipps kostenlos auf Social Media und diversen Websites zu finden sind sollte man diese nicht einfach blind schlucken. Vertraut auch auf euer Bauchgefühl. Dieser kann ein sehr guter Wegweiser sein wenn euch diese Dinge komisch vorkommen. Meistens ist man zurecht misstrauisch.

Ich weiß nicht wie oft ich im Leben Personen schon erklären musste, dass ich meine Probleme nicht mit einem Fingerschnipsen lösen kann. Und generell werden Problemlösungen im Internet gerne romantisiert. Klar, es mag stimmen, dass von Nichts nichts kommt. Dennoch erfordert es ein gewisses Fingerspitzengefühl dies überhaupt anzugehen.

Menschen, die niemals Probleme bei der Jobsuche haben werden sich fragen warum man überhaupt so lange bei der Jobsuche struggelt.

Menschen, die sich leicht tun Kontakte zu knüpfen werden sich wundern warum man noch immer mit Einsamkeit zu kämpfen hat.

usw.

Ihr wisst worauf ich hinaus will.

Und es mag vielleicht auch kompetente Lebenshelfer geben, aber das entscheidet ihr aus freien Stücken heraus. Es ist ganz gleich ob das von einem User aus einem Forum kommt, irgendein Social Media Influencer ist oder auch nur der Nachbar nebenan, der euch hilft. Ihr bestimmt wer euch gut tut. Und ihr solltet auch nur Ratschläge von Menschen annehmen bei denen ihr euch wohl und sicher fühlt. Denn auch wenn euch gerne irgendwelche Dullis oder vermeintliche Coaches im Internet etwas anderes sagen wollen: Ihr bestimmt wer euch hilft. Und ihr müsst auch nicht jeden Ratschlag annehmen.

Ich hätte das gerne schon früher gewusst. Denn mein jugendliches Ich wurde sehr oft schlecht behandelt, weil manche Menschen es meinten besser zu wissen. Übrigens ist es auch vollkommen gleich welchen Abschluss und Job diese Person hat. Einzig die Sensibilität und das Mitgefühl qualifizieren die Person dazu euch zu helfen, aber kein Status der Welt wird euch bei eurem Problem helfen können.

Gerade Coaches arbeiten gerne mit dem Prinzip vom Tellerwäscher zum Millionär. Da werden dann Sprüche wie „Jeder kann es schaffen!“ gedropt um euch noch etwas mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Es ist schlichtweg einfach nicht möglich, dass jeder die gleichen Erfolgschancen hat. Wer sich auch nur ein wenig mit unserem gesellschaftlichen System auseinandersetzt wird wissen, dass viele Menschen zu viele Hürden haben um überhaupt weiter aufsteigen zu können.

Dabei will ich nicht einmal eure Motivation hemmen. Keineswegs. Ich möchte nur davor warnen, dass gerade gutgläubige Menschen sehr böse ausgenutzt werden können. Mich selbst hat meine Gutgläubigkeit leider sehr viel Geld, Zeit und Nerven gekostet. Auch das werde ich Mal in meinem Blogeintrag zum Thema Identitätsdiebstahl und Multi-Level-Marketing thematisieren.

Ja, ich war eines dieser Opfer davon und deswegen ist es mir umso wichtiger so viele Menschen wie möglich auf dieses Thema aufmerksam zu machen.

*

Ihr müsst diesen Tipp natürlich nicht annehmen, aber sofern ihr auf Social Media unterwegs seid würde ich euch einfach raten wirklich nur Menschen zu folgen die euch gut tun. Wenn ihr das Gefühl habt, dass eure Lieblingsinfluencer in so eine Richtung gehen wie #positivivibesonly und #totalyawesome. Das hat nicht immer etwas mit MentalHealth zu tun (ist btw. auch ein Lieblingswort von vermeintlich gesunden Optimisten). Denn wir erkennen gerade den guten Charakter an Menschen, wie sie Benachteiligte behandeln.

Und ich habe im Laufe meines Lebens schon vielen Influencern entfolgt, die ich anfangs mochte. Ihr seid nicht verpflichtet diesen zu folgen, wenn sie euch nicht gut tun. Das ist auch so die fragwürdige Art der parasozialen Bindung mit denen sich Influencer ihre Zuschauer anbinden. Vergiss nicht, dass das Internet (sofern du nicht gerade selbstständig bist) im Grunde auch nur Teil deiner Freizeitaktivität ist.

Und wenn du das Gefühl hast, dass du schlecht von den Influencern beeinflusst wirst oder die Einstellung der Person in Frage stellst kannst du ihr immer noch entfolgen. Solltest du deswegen blockiert werden sagt das mehr über den Influencer als über dich. Gerade auf Kommunikationslastigen Apps wie Twitter, Threads oder auch Bluesky kann nämlich genau so etwas passieren. Je nachdem wie viel Kontakt zu mit der Person hast ist es einfach wichtig immer einen gewissen Abstand zu wahren.
 
Hört auf euer Bauchgefühl.
Meist weiß euer Körper intuitiv selbst schon was ihm gut tut. 💗

Zu guter Letzt: Lass dir übrigens nie einreden, dass deine Probleme keine Berechtigung haben. Natürlich mag es auch First World Problems geben, aber Niemand bestimmt darüber ob dich das jetzt belastet oder nicht. Als letztes Jahr meine Switch für fast zwei Monate weg war ging es mir psychisch in der Zeit sehr schlecht, da diese Konsole mir gerade nach meiner OP sehr viel geholfen hätte.

Und auch dort hab ich teils sehr dumme Sprüche und Unverständnis geerntet. Haltet euch immer vor Augen, dass die meisten Menschen einfach kein Einfühlungsvermögen haben oder sich selbst über dich aufregen, weil sie auch „gerne“ solche Probleme hätten. Sie laufen aber nicht in deinen Schuhen und deswegen wissen sie gar nicht wie es ist mit dem gesamten Paket herumzulaufen.

Das muss ich auch immer wieder Menschen erklären, die keine Ahnung von meinem Burn-Out und meinen Depressionen haben. Das ist nicht nur Opfershaming, sondern auch auch eine Form des Framings. Denn Menschen bilden sich gerne ein zu wissen wie ein Betroffener auszusehen hat und wenn sie deine eigenen Kämpfe nicht sehen glauben sie, dass sie das ebenso gut können. Man wird nicht nur unterschätzt in seinen Fähigkeiten, sondern zudem auch noch als schwach dargestellt.

Lasst euch bloß nicht einreden, dass ihr es nicht verdient habt auch über kleinere Probleme zu reden. Das ist nicht gleich toxische Negativität. Die meisten Menschen sind nur schon so dermaßen auf den ‚Ich bin gut drauf‘-Trip, dass für sie selbst jedes kleinere Problem die Alarmglocken schellen lässt. Ich muss dazu sagen, dass man das nicht pauschalisieren kann. Doch so sehr unsere Gesellschaft auch auf alle möglichen Probleme sensibilisiert wird, so ist dies die Schattenseite davon.

Ich würde mir für alle Menschen auf dieser Welt ein gutes Leben wünschen. Fakt ist, dass die meisten Menschen nicht nur durch eine, sondern auch mehrere Krisen gehen. Manche verlieren im Laufe des Lebens so viel oder ihnen wurde ein Teil oder ihre ganze Kindheit beraubt. Die Welt ist kein rosaroter Ponyhof mit Regenbogen. Social Media will uns meist etwas anderes erzählen, aber Fakt ist, dass die meisten einfach die Augen vor diesen Problemen verschließen.

Diese Menschen haben eine Scheißangst davor sich ihren eigenen Gefühlen zu stellen. Und sie kompensieren das natürlich auf die nächstbeste Person (meistens du), wenn sie sehen, dass das Leben auch anders sein kann. Ich spreche hier übrigens nicht nur von meinen Erfahrungen, sondern auch von vielen Menschen die ich im Laufe des Lebens kennenlernen durfte.

Macht euch einfach bewusst, dass Social Media meist mehr Schein als Sein ist und am Ende es wichtig ist wie ihr durchs Leben geht. Verkümmert nicht zu einen dieser toxisch positiven Menschen, die nur noch mehr die Ellbogengesellschaft fördern und geht euren Weg. Selbst wenn euer Leben nicht ganz so happy ist wie das der anderen ist das vollkommen gleich. Denn meistens sehen wir online sowieso nur die Sonnenseiten von anderen Menschen (Ausnahmen gibt’s natürlich trotzdem). Und dann ist es das Beste sich an Menschen (online oder offline) zu halten, die ein ähnliches Leben wie man selbst führen.

Oder wie ich es nenne: Realistisch, dunkelgrau und mit Auf und Abs. Das mag vielleicht nicht so pastellfarben und „happy“ sein. Dafür ist es realistisch und greifbar.

Ich setze hier jetzt auch meinen Schlusspunkt, denn ich könnte wahrscheinlich noch stundenlang über dieses Thema reden. Außerdem werde ich euch noch einige Videos und Links zu dem Thema darunter setzen. Falls ihr noch Interesse habt euch weiter reinzulesen. :)

~ LadyCasera
 
Empfohlene Links und Videos zum Thema:

 
 

Und auch noch ein paar Songs, die mich an toxische Positivität erinnern.


 
 
 
 

 



Kommentare