Das Leben als sensibler Mensch


Ein Thema das mir besonders am Herzen liegt. Und ich gar nicht weiß wo ich diesmal anfangen soll, da es so vieles gibt worüber ich sprechen möchte. Zu allererst möchte ich sagen, dass ich schon immer so war. Seit Kindesalter war ich besonders sensibel. Weswegen mir auch der Einstieg in den Kindergarten sehr schwer fiel und ich auch immer etwas anhänglicher bei meiner Mutter war.
 
Was mich so richtig davon losgelöst hat war wohl die Tatsache, dass ich mich auch alleine beschäftigen durfte. Ich hab es geliebt zu zeichnen und war gerade in der Zeit immer besonders motiviert. Und ich bin meiner Mutter sehr dankbar, dass sie stets versucht hat meine Interesse zu fördern. Denn ich hatte glaube ich schon mit 10 Jahren meinen eigenen Computer bekommen. Das beruht auf Schätzungen. Ich weiß nicht mehr genau ob es ein Jahr mehr oder weniger war, aber für die damalige Zeit war das doch sehr früh.
 
Davor hatte ich sogar noch händisch in leeren Schulheftern meine Geschichten aufgeschrieben. Ich hab mir auch jedes Malzeug genommen was mir zwischen die Fingern geraten ist, da ich oftmals die Ruhe gesucht hatte. Das hat sich dann auch auf meine Freizeitgestaltung ausgewirkt. Während andere Kinder im Sommer ins Schwimmbad gegangen sind hab ich mich zu den Kaninchen unter den Baum gesetzt und ein Buch nach dem anderen verschlungen.
 
Das und der Grund, dass ich sehr nah am Wasser gebaut war, sind wohl die Gründe gewesen wieso man mich damals in meiner Schulzeit so oft gemobbt hat. Viele Menschen waren schlichtweg damit überfordert wenn ich so offen über meine Gefühle gesprochen. Genauso wie meine Aussprache, die eigentlich nicht wirklich meinem Alter entsprechend war. Ein Fakt den auch meine Lehrer irritiert hatten. Dadurch war ich natürlich noch auffälliger, aber wenn sensible Menschen etwas nicht abkönnen dann war es Aufmerksamkeit.
 
Ein Teufelskreis, unter dem ich auch Jahre später noch litt. Je mehr ich die Ruhe suchte desto neugieriger wurden meine Mitmenschen auf dieses „komische Geschöpf“. Ich passte halt auch einfach überhaupt nicht in die pubertierenden Teenager rein, die dann anfingen über die üblichen Themen zu reden. Mit meinen damaligen Kumpel konnte ich auch nicht mehr so viel machen, weil mein Bruder irgendwann aufs Gymnasium ging, während ich weiter auf der Hauptschule blieb. Etwas was meine Mutter nach wie vor bereute. Denn ich war auf dieser Schule eigentlich immer unterfordert gewesen. Was sich dann auch negativ auf meine Schulnoten auswirkten. Denn der Stoff wurde oft wiederholt und ich lernte kaum etwas Neues. Das was mich begeisterte half mir aber nicht bei der Abschlussnote, aber na ja… das ist nochmal ein ganz anderes Thema.
 
Ich hatte in meiner Schulzeit damals auch viele Freundschaften gehabt. Manche sind aber schlichtweg am Mobbing oder an der Tatsache zerbrochen, dass ich halt anders tickte. Während viele sich über alltägliche Dinge unterhielten fing ich sehr früh an über Gott und die Welt nachzudenken. Was ist der Sinn des Lebens? Was macht der Mensch mit der Umwelt und die Umwelt und Natur mit uns? Zudem war ich sehr Natur bezogen. Eigentlich verbrachte ich den Großteil meiner Freizeit draußen in der Natur oder bei den Tieren. Da war es still und ruhig. Ich konnte Ich selbst sein wenn ich die Runden mit unserem Familienhund Sissy machte.
 
Was noch hinzukam, dass ich mich oftmals sehr abkapselte. Das schürte aber die Vorurteile zwischen meinen Mitschülern und mir. Viele hielten mich für arrogant weil ich mich nicht gerne in Gruppen aufhielt. Und da ich meist sehr schweigsam war motivierte das die Leute dazu alle möglichen Gerüchte über mich ins Land zu setzen. Von „Die ist schwanger“, „Wahrscheinlich klaut sie“, „Die hält sich wohl für was Besseres“ und was ich noch so alles auf den Schulfluren mitbekommen habe.
Es ist auch irgendwie Segen und Fluch zugleich ein besonders sensibler Mensch zu sein. Denn es gab durchaus Menschen die dankbar dafür waren, dass ich nicht so kratzbürstig und unempathisch war, wie die meisten die einen vom ersten Augenblick an verurteilen. Leider zog ich damit auch Menschen die mich regelrecht dafür verachteten, dass ich nicht so aufgedreht wie sie selbst war. Ich werde dieses Thema auch nochmal bei meinem Blogeintrag ‚Mobbing und meine Erfahrungen damit‘ vertiefen.


Als sensibler Mensch hatte ich mit sehr vielen Vorurteilen zu kämpfen.
Der Schulalltag war für mich oft nicht einfach.

Heutzutage fällt es mir tatsächlich leichter damit umzugehen. Wahrscheinlich weil ich als Erwachsener mir mehr mein Umfeld aussuchen kann. Durch meinen Mann hab ich ohnehin gelernt mehr Gefühle zuzulassen.
 
Es gab eine Zeit da war ich innerlich so kaputt, dass ich monatelang nicht weinen konnte, weil ich mich einfach zu sehr für andere verändert habe. Ich hatte sehr lange gedacht, dass mit mir etwas falsch wäre. Und das führte teils auch zu so starken Selbstzweifeln, dass ich nicht mehr leben wollte. Weil ich das Gefühl hatte die Welt wäre ohne mich besser dran. Deswegen versuche ich mittlerweile Gleichgesinnten und eigentlich allen Menschen zu zeigen wie gut und schön es ist Gefühle zu zeigen. Ich hab sogar das Gefühl, dass ich in den letzten Jahren mehr denn je für andere Menschen da war, die aufgrund ihrer Andersartigkeit genauso viel Hass und Abneigung erfahren haben.
Eigentlich ist es traurig, dass wir immer noch in so einer kaputten Gesellschaft leben und im Grunde viele sensible Menschen nur das kompensieren zu dem andere nicht fähig sind. Ich kann gar nicht aufzählen wie oft ich in meinem Leben schon genau deswegen angeschrien wurde, weil ich etwas in Menschen ausgelöst habe was sie selbst nicht ertragen konnten. Sei es meine ruhige, empathische Art oder schlichtweg meine offene Art über Gefühle zu sprechen.
 
Das irritierte sie und machte ihnen Angst. Ich weiß, dass es nichts Schlechtes ist sensibel zu sein. Höchstens die Gefahr halt genau solche Menschen anzuziehen, die sich regelrecht davon getriggert fühlen. Dabei kann gerade Sensiblität eine Stärke sein, die ich schon sehr oft im Leben angewandt habe.
 
Sei es in Situationen wo Menschen überfordert waren oder Menschen einfach keine Zivilcourage zeigten. Ich habe oft überraschte Blicke bekommen wenn ich einfach freundlich war. Ebenso oft hab ich im Leben schon zu hören bekommen: „Du verurteilst das nicht? Andere haben mich dafür ausgelacht.“ Und ich war meist so: „Warum? Weil du einfach du selbst bist.“ Ich war und bin es nach wie vor gewohnt, dass man mich mit großer Skepsis und Kopfschütteln betrachtet, aber ich hab meine Stärke daraus gezogen. Viele verstehen auch nicht wie es ist wenn man einfach seine Emotionen anders ausdrückt.
 
Hass, Rache und Missgunst sind einfach ein Fremdwort für mich. Ich hab nie den Sinn dahinter verstanden. Selbst in meinen traurigsten und frustriertesten Momenten hab ich mir regelmäßig die Frage gestellt warum man nicht einfach einen gemeinsamen Weg finden konnte. Damals als wir die Lärmbelästigung und den Nachbarterror durchgemacht hatten war ich natürlich wütend, aber gleichzeitig auch traurig darüber, dass es Menschen gab die regelrecht Freude daran hatte andere leiden zu sehen. Der größte Nachteil an dieser Einstellung war, dass viele Menschen das natürlich ausnutzten oder in Frage stellten.
 
Ihr glaubt mir nicht wie oft mir schon gesagt wurde ich wäre scheinheilig, weil ich einfach keinen Sinn darin gesehen hatte über andere herzuziehen. Ein mediales Beispiel dafür wären wohl Simone (Staffel 19) und Nathalie (Staffel 14) aus GNTM. Beide waren eher Außenseiter und hatten oft Hass erfahren. Dabei waren die zwei mir mitunter einfach am Sympathischsten, weil sie nicht im Strom schwammen und mit ihren Gefühlen umgingen. Ironischerweise wird einem meist sogar unterstellt, dass man schauspielern würde oder die Gefühle die man zeigte nicht echt waren.
 
Als Ex-Mobbingopfer konnte ich gerade Nathalies distanziertes Verhalten verstehen. Selbst als die Mädchen sie konfrontierten. Man kann sich jetzt natürlich darüber streiten wie „echt“ das Gezeigte in der Sendung war, aber selbst wenn nicht alles davon echt war, so konnte ich mich gut in das was gezeigt wurde einfach hineinfühlen. Genauso wie Simones Ängste, die sie auch oft zum Ausdruck brachte. Ich weiß nämlich selbst wie das ist wenn man vor jeder möglichen Lebenssituation Angst hatte.

Ruhige Menschen suchen ihren inneren Frieden oft in der Natur.
Dort können sie Energie tanken und sich für den Alltag stärken.

Das wurde mir auch selbst oft genug gesagt, dass ich sehr besorgt rüberkomme. Ich weiß ja selbst, dass ich sehr viel overthinke und mir einen Kopf mache. Obwohl es in den Jahren wirklich besser geworden ist. Eigentlich habe ich diese Ängste immer noch. Doch ich gehe anders mit ihnen um. Sie sind halt immer da und ich will sie auch nicht verdrängen. Mir ist es einfach wichtig die Balance aus Kontrolle und Akzeptanz zu finden. Die zu finden ist auch nicht immer einfach. Denn es gab Lebenssituationen wo ich wirklich dachte ich würde sterben. Ja, ich hatte dieses Todesangst gehabt vor meiner OP und die Reparatur meiner Switch hat mich emotional unglaublich mitgenommen.
 
Menschen nehmen sich ja auch gerne dann das Recht heraus dich zu verurteilen. Als sensibler Mensch musst du dich eigentlich ständig vor anderen Menschen rechtfertigen. Denn viele glauben zu wissen wann du wie am meisten leidest und wo man sich „gefälligst nicht so anstellen soll“. Ich bin wirklich froh, dass ich so eine Denkweise niemals in mir hatte. Denn Probleme und Gefühle sind individuell und egal ob es für viele First World Problems sind, so sehe ich immer noch einfach einen Menschen dahinter, der viel durchgemacht hat und vielleicht gerade dort diesen einen Tag hatte wo selbst eine kleine Sache das Fass zum Überlaufen bringt.
 
Ich kann aber alle beruhigen:
 
Du bist keine Heulsuße.
Du bist auch nicht weinerlich.
Du hast einfach nur mehr Gefühle in dir als andere Menschen.
 
Etwas was ich mir jeden Tag wieder sagen muss wenn mir unsensible Menschen begegnen, die einen abfertigen wollen mit Vorurteilen. Ich lebe seitdem auch besser. Denn das was sensible Menschen auch haben ist die Gabe die Gefühle mehr einzusaugen. Während viele Menschen sich nur auf das große Ganze fixieren kann ich mich selbst an Kleinigkeiten erfreuen. Ich bin regelrecht euphorisch wenn ich unsere Kaninchen sehe. Selbst bei jedem Essen merke ich einfach wie der Genuss und die Gefühle durch mich hindurch fließen.
 
Es ist toll sensibel zu sein. Du siehst die Welt mit anderen Augen. Nimmst alles intensiver war und lebst es auch intensiver aus. Egal ob es um die kreativen Dinge oder um die Sozialen. Ich bin dankbar, dass ich selbst nach all den Jahren noch so eine starke Leidenschaft zu meinen Mann habe. Das Schöne ist, dass uns trotz Groll und Missgunst der uns schon entgegenkam, genau das noch mehr zusammen geschweißt hat. Eigentlich hat sich in den Jahren nie viel verändert da wir immer noch unser einfaches Leben führen. Doch wir haben beide gelernt anders mit uns und unseren Gefühlen umzugehen.
 
Ihr müsst wissen, dass mein Mann auch sehr ruhig und sensibel ist. Das hat natürlich Vor- und Nachteile, da man natürlich auch zeitgleich mehr fühlen kann, aber ich bin froh, dass wir unsere Wege gefunden haben damit wir den anderen nicht überfordern. Dafür sind unsere Gespräche dafür umso schöner und offener. Eigentlich haben wir keine Geheimnisse voreinander. Egal ob es um irgendwelche Onlinedinge geht oder unsere innigsten Wünsche: Wir reden über alles. Dadurch geraten wir auch nicht so oft aneinander, da ich eigentlich genau wie er eher ein Harmonie bedürftiger Mensch bin.
 
Es gibt ja auch Menschen die fast tagtäglich auf Krawall gebürstet bin, aber ein Glück haben wir mittlerweile solche Menschen nicht mehr in unserem Umfeld. Ich würde sogar sagen, dass wir mittlerweile einen schönen Freundeskreis haben aus Menschen, die ähnlich wie wir eher introvertiert und ruhig leben. Man kann richtig schöne Treffen haben und gleichzeitig ist es nicht schlimm wenn einem das Leben für ein paar Monate einnimmt.
 
Dennoch schätze ich die Offenheit untereinander. Denn die Freunde die ich habe sind genauso reflektiert und kritikfähig wie ich selbst. Ich könnte mir Freundschaften einfach nicht vorstellen wo man sich nie auch nur irgendetwas Kritisches sagen darf (und ja so was gibt’s. Auch in Beziehungen, leider. Das hab ich oft genug erlebt, weswegen ich auch so über die gegenseitige Unterstützung und Ehrlichkeit froh bin).

Menschen die sensibel und offen sind zählen zu meinen engsten Freunden.
Ich kann mich immer auf sie verlassen, aber trotzdem respektieren sie mein Ruhebedürfnis.

Um aber meinen oberen Punkt nochmal aufzugreifen: Mir ging es z.B. in meiner Kritik an den Server auch nur darum die Punkt aufzugreifen die mich störten. Doch ich freue mich sehr für die beiden Streamer, dass sie ihr eigenes Haus haben und ich wünsche auch Niemanden wirklich ernsthaft etwas Böses. Denn ich bin generell sehr weit davon weg anderen Schlechtes zu wünschen. Das ist auch nicht scheinheilig (wo wir wieder bei Unterstellungen wären), aber ich sehe schlechtweg einfach keinen Sinn darin diesen bösen Gefühlen nachzugehen. 
Wenn ich irgendwelche dunklen Gefühle in mir habe hinterfrage ich mich auch sehr oft selbst. Das kann wie gesagt auch ein Fluch sein. Denn als ich noch nicht so meiner selbst bewusst war litt ich teilweise unter schlimmen Depressionen und Selbsthass. Anders als viele Menschen glauben sind sensible Menschen sehr selbstkritisch und versuchen auch immer einen logischen Grund für menschliche Handlungen zu finden.
 
Auch hier kann ich eigentlich nur das Beispiel mit dem Server aufgreifen. Da gab es auch jemanden den ich sehr gerne mochte, aber durch die Sachen mit dem NaNo ist das irgendwie am Ende sehr eisig und kalt gewesen. Ich hatte mich vom Server abgewandt nachdem das Gespräch komplett nach hinten los ging, aber anders als viele glauben wollen ich wäre voll Hass erfüllt, so muss ich diese Menschen enttäuschen.
 
Ich war einfach nur traurig über diesen Ausgang. Es gibt wirklich nur ganz wenige Menschen die ich so auf den Tod nicht ausstehen kann. Doch diese Menschen sind mir dann egal. Da baut sich bei mir eher eine Art Gleichgültigkeit auf und ich vergesse diese Menschen einfach, aber es gibt wiederum auch Menschen, die ich sehr gerne mag und auch immer noch mag und mich einfach enttäuscht haben. Und dazu gehörte auch diese eine Person, die ähnlich wie ich sich fürs Schreiben begeistert. Keine Ahnung was man für ein Mensch sein muss um anderen ständig was Schlechtes zu wünschen aus Antisympathie heraus. Jedenfalls freue ich mich total für diesen Menschen, dass er auch seinen Traum erfüllen konnte und ich wünsche ihr alles Gute. 💚
 
Wahrscheinlich ist das einfach der „normale Umgang“ damit. Denn als jemand der einen Verwandten in der Familie hat, der meinen Mann und mir versucht hat auf Krampf heraus immer Schlechtes zu wünschen und anzutun, der mich ja sogar sehr lange Zeit online gestalkt hat, weiß ich halt wie unglaublich missgünstig und verbittert Menschen sein können. Man kann mich auch so bezeichnen wie man will (Okay, ist das natürlich nicht, aber ich kann die Menschen schlecht davon abhalten ihre Meinung mitzuteilen). Ich weiß sehr gut wie Menschen mich einschätzen und auch was sie hinter meinen Rücken sagen, aber ich kann es ehrlich nicht nachvollziehen warum man aus so etwas Gutes ziehen kann.
 
Wer es nötig hat nach unten zu treten verliert vor mir einfach jegliche Achtung. Ich weiß, dass wir in einer Ellbogengesellschaft leben und jeder nur das Beste für sich selbst will. Doch ich kann nicht begreifen wie man so viel Verachtung für jemanden empfinden kann. Mein Schwager ist mir wie gesagt mittlerweile komplett gleichgültig, nachdem ich jegliche Verbindung zu meiner Ex besten Freundin abgekappt habe (Was leider der einzige und richtige Weg war dieser ungesunden Beziehung zu entkommen). Doch leider lässt nicht jeder Mensch von einem los. Und das ist in meinen Augen sowieso ein gesellschaftliches Problem.
 
Ich habe einen relativ großen Bekanntenkreis und auch mit allen möglichen Menschen Kontakt. Und ich bin froh, dass ich so viele verschieden denkende Menschen kenne. (Ja, das geht auch außerhalb von Social Media. Viele von ihnen nutzen diese Plattform nicht einmal). Nein, ich bin nicht mit jedem einer Meinung, aber ich habe Menschen kennengelernt die ähnlich wie ich in den letzten Jahren sehr viel Hass und Verachtung erfahren haben. Die wenigsten machen sich etwas aus dem Geschwätz anderer Leute, aber natürlich hinterlässt so eine Behandlung auch seine Spuren.
Sensible Menschen werden in unserer Gesellschaft nach wie vor als Belastung angesehen. Entweder weil sie in den Augen vieler kein dickes Fell haben oder weil sie sich einfach anders mitteilen und ausdrücken. Dabei bin ich der festen Überzeugung, dass gerade Gefühlsbetonte Menschen nicht das Endprodukt der Gesellschaft sind, sondern wir schlichtweg oftmals einfach außen vorgelassen werden. Es gab schon immer sensible Menschen, doch die Wahrnehmung in der Gesellschaft hat sich einfach verändert.
 
Es gibt auch Menschen die mir nicht sofort ansehen, dass ich etwas sensibler bin. Denn schließlich maske ich mich auch viel im Alltag. Egal ob es um die Fürsorge unserer Kinder (Kaninchen) geht, wenn ich arbeite oder in der Öffentlichkeit bin. Es ist echt nicht einfach das ständig zu verbergen. Ich hab mir schon angewöhnt meine Gefühle eher im Alleinsein rauszulassen weil viele einfach genervt davon sind. Natürlich gab es schon genug Situationen in der Öffentlichkeit wo die Tränen geflossen sind oder ich einfach nur traurig und verzweifelt war.
Das waren dann meist aber auch die Situationen wo es mir egal war wie andere mich anschauten. Und man will es nicht glauben, aber es gibt auch Menschen die gut mit Menschen wie mir umgehen können. Ich weiß noch als ich letztes Jahr meinen Nervenzusammenbruch hatte und ich sehr lieb reingebeten und getröstet wurde. Man hatte mir auch was zu Trinken und Essen angeboten. Um das Mal zu betonen: Das war eine Ausnahmesituation. Ich kannte genug Menschen in meiner Situation die sogar schlechter behandelt wurden als Reaktion darauf. Genervt, ignorierend und verächtlich. In meinem Fall hatte ich einfach Glück.

Als sensibler Mensch ist man oft gezwungen sein wahres Ich zu verbergen.
Weinen ist noch immer ein Punkt der in unserer Gesellschaft nicht anerkannt
oder schlichtweg nicht akzeptiert wird.

Und ja, das ist traurig. Es ist traurig, dass viele Weinen immer noch als Schwäche sehen. Viele nicht verstehen wie es ist wenn man mehr und viel empfindet. Wenn einem auch scheinbar kleine Dinge belasten können. Oder man schlichtweg einfach sehr viel über alles mögliche nachdenkt und auch länger braucht um die Dinge zu verarbeiten. Das ist nicht komisch oder schlimm. Sondern gehört einfach dazu wenn man etwas Gefühlsbetonter ist.
 
Das ist halt die Schattenseite davon. Ich wünschte Sensibilität würde nur Positives hervorbringen. Doch jede Eigenschaft eines Menschen hat nun einmal zwei Seiten der Medaille. Und ich spreche hier natürlich nur von meinen persönlichen, subjektiven Erfahrungen.
 
Was ich mir einfach von unserer Gesellschaft wünschen würde wäre ein offener Umgang mit Menschen wie ich es bin. Weniger Vorurteile und mehr Verständnis. Doch ich glaube das wäre zu leicht und ist für viele einfach nicht umsetzbar. Kenne ja auch genug Menschen die nicht so empathisch, aber trotzdem gutmütig sind. Da gibt es ja auch noch Unterschiede. Wir sollten aufhören immer nur in Schwarz und Weiß zu denken und den Menschen als Ganzes wahrzunehmen.
 
Ich weiß auch nicht wo genau mein Blog hinführen sollte, aber ich hoffe, dass man mich damit vielleicht ein wenig besser verstehen kann. Denn es fällt vielen sehr schwer sich in unsereins hinein zu fühlen. Wir nehmen die Umgebung und unsere Mitmenschen stärker war, kapseln uns mehr ab und brauchen länger als andere um unsere soziale Batterie aufzuladen. Und auch wir sind unterschiedlich. Es gibt genug sensible Menschen die durchaus öfter unter Menschen sind oder eine längere soziale Batterie haben. Das hält viele Menschen dennoch nicht davon ab sie zu verurteilen. 😿
 
Die Vorurteile werden durch so einen Blogeintrag auch nicht weg gehen, aber wenn ihr das nächste Mal jemanden als zu weinerlich oder jammernd abstempelt wäre es vielleicht gut sich zu hinterfragen warum man das macht. Die meisten sensiblen Menschen die ich kenne wollen Niemanden etwas Böses. Sie masken sich täglich um anderen Mitmenschen nicht zur Last zu fallen. Und trotzdem wird ihnen aus jedem noch so kleinen Wort und Satz ein Strick gedreht. Sie hinterfragen sich ohnehin schon so oft und reflektieren ihre Umgebung und Umwelt, aber trotzdem können es manche Menschen nicht lassen über andere zu urteilen. Selbst wenn sie die Person nicht einmal richtig kennen.
 
Das betrifft auch beide Geschlechter. Ich glaube sogar, dass es Männer nochmal schwerer in unserer Gesellschaft haben wenn sie sensibel sind, da wir ja immer noch sehr Stereotypisch unterwegs sind. Nicht jeder will die Tränen eines Mannes akzeptieren und leider gibt es genug (entschuldigt die Wortwahl) Idioten, die sich wie die Axt im Walde verhalten.
 
Ich glaube etwas mehr Sensibilität und Empathie würde uns allen gut tun. Und ich weiß auch ein sehr schönes, berühmtes Disneyzitat von einem sehr niedlichen Kerl:
 
>> Wenn man nichts Nettes zu sagen hat sollte man den Mund halten. <<
 
Klopfers Vater (Bambi)


Und jetzt wünsche ich euch noch ein schönes Wochenende. Ich hoffe, dass es euch weder zu heiß noch zu kalt ist und ihr euch ein wenig von der Woche erholen könnt. 😊
 
~ LadyCasera

Ein Satz den ich noch sehr passend finde ist:

"Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst."

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