Darum mag ich Fifty Shades of Grey

Mir ist bewusst, dass ich mir auf absolut dünnen Eis bewege und ich schon die ein oder andere Diskussion deswegen hinter mir hatte. Doch dieser Blog dient auch dazu anderen Menschen die Angst zu nehmen und in gewisser Weise auch die Scham für die Dinge zu stehen, die man gern hat.
 
Denn ich weiß noch wie damals viele Menschen über Twilight hergezogen haben und ich kann besser denn je nachvollziehen wie sich Fans davon gefühlt haben mussten.
 
Ein Konzept was mir mittlerweile einfach nur fremd ist, denn schließlich ist es jedem selbst überlassen was er konsumiert. Und ich bin der Reihe dankbar, denn diese hat mich überhaupt erst zum Thema BDSM gebracht. Die Menschen streiten sich immer noch darüber, dass das was dort gezeigt wird „kein richtiges BDSM“ wird. Es ist jedoch nicht abzustreiten, dass das Interesse an dieser Thematik durch den Film sehr gestiegen ist.
 
Und natürlich gibt es auch Menschen, die das Ganze übertreiben… es gab wohl auch ein paar die sich dabei verletzt hatten, weil sie keine Ahnung von Bondage und den Schmerzgrenzen hatten, aber wenn es darum geht wird es wohl immer Menschen geben, die sich zu wenig informieren.
 
Als ich zum ersten Mal den Film in Kino geschaut hatte war ich jedenfalls sofort begeistert. Ich mochte einfach die Art wie sich Anastasia weiter entwickelt hat und auch die Chemie zwischen den Schauspielern. Anders als die meisten fand ich Jamie Dornan und auch Dakota Johnson sehr gut besetzt. Auch wie sie in den darauf folgenden Teilen eine Veränderung durchmachten (äußerlich wie charakterlich).

Ich find’s auch von vielen einfach zu leicht gedacht, dass man durch den Konsum solcher Medien die Grenzen zwischen Realität und Fiktion vergisst. Wenn es danach ginge müsste man jedes andere Medium ja auch verbieten oder glauben manche Menschen wirklich, dass man eine größere Obsession für Gewalt bekommt, nur weil man Horrorfilme schaut oder noch schlimmer… Egoshooter spielt? Es liegt natürlich nahe, dass junge Menschen sich davon beeinflusst fühlen (siehe Twilight), aber wie gesagt… für mich ist das Ganze viel zu einfach gedacht.
 
Anders als die meisten hat mich die Empörungswelle sehr zum Schmunzeln gebracht. Plötzlich hatten die Männer mitbekommen, dass viele Frauen Sexfantasien hatten und durchaus auch von Männern wie Christian schwärmten. Dabei ist Shades of Grey da tatsächlich keine Besondersheit. Es gab schon immer Erotikfilme und ja… auch Liebesgeschichten dieser Weise. Jedoch hatten diese erst später so richtig ihren Hype erfahren. Viele bezeichneten diese meist auch eher als Groschenromane oder seichte Kost. Ich weiß noch wie ich damals in der Bücherei an solchen Romanen oft vorbei gegangen bin, aber meist einfach nicht so großes Interesse gezeigt habe.

Das Konzept von erotischen Liebesgeschichten
ist absolut nicht neu. Auch wenn das viele dachten.

Ja, die Geschichte des traurigen, verletzten Millionärs ist keine Besonderheit. Ebenso wenig die des grauen Mäuschens, was sich zu einer selbstbewussten Frau entwickelt. Ich denke das Sexthema hat den Roman überhaupt erst so gepusht. Es war und ist nach wie vor kontrovers, weil in dem Roman auch Dinge passieren, die für viele Red Flag darstellen und es vielleicht auch sind, aber ich kann nur mit dem Kopf schütteln wenn ich höre wie das Thema (Mal wieder) politisiert wird.
Angeblich sind ja solche Filme wie Twilight, Shades of Grey, die After Reihe und andere Konsorten daran Schuld, dass der Feminismus gehemmt und gebremst wird. In meinen Augen totaler Blödsinn. Die meisten denken wahrscheinlich gar nicht so weit wenn sie so einen Film schauen. Ich glaube viele interpretieren da auch sehr stark ihre eigenen Gefühle hinein. Denn die meisten konsumieren so ein Buch oder Film einmalig und legen es irgendwann beiseite, für das nächste, interessante Medium.
 
Wiederum gibt es sicher viele junge Erwachsene und Jugendliche, die sich davon beeinflussen lassen. Keine Frage, aber das ist auch nichts was es nicht schon früher gab. Ich bin auch der Meinung, dass ein Stück weit jeder selbst die Verantwortung für sich trägt. Als ich damals mit einer Freundin heimlich eine Sexszene geschaut habe bin ich deswegen auch nicht verkorkst. Da steigern sich wahrscheinlich viele auch hinein. Witzigerweise hat gerade diese Hasswelle wohl dafür gesorgt, dass sich der Film überhaupt erst so gut verkauft hat. Und es wären auch unzählige Baumärkte ausverkauft. *grins*
 
Ich finde Shades of Grey sogar vergleichsweise noch harmlos wenn ich an Filme wie „Die Geschichte der O“ denke. Das ist wesentlich pikanter und würde wahrscheinlich in vielen noch mehr Trigger auslösen als beispielsweise die Romance zwischen Ana und Christian.
 
Dabei fand ich den Handlungsstrang sogar sehr gut erzählt. Denn ich kenne viele Opfer von Missbrauch, die ihren Schmerz auch mit Sex kompensieren. So weit hergeholt ist diese These auch gar nicht. Und man muss dazu sagen: Es ist eine Geschichte. Eine Fantasiegeschichte wenn man so will. Viele versuchen das Ganze zu sehr mit der Realität zu vergleichen. Dabei wissen wir alle, dass das in der Form wahrscheinlich nie wirklich eintritt. Auch wenn es vielleicht ein paar weibliche Leser oder auch Zuschauer gab, die sich das erträumt hätten.
Dabei blieb es dann meist halt auch. Denn genauso wie ich damals als Kind keinen Brief von Hogwarts bekam und mein Schrank leider nicht nach Narnia führte ist diese Buchreihe nicht mehr und nicht weniger als eine Schöpfung einer Frau, die einfach Freude an ihrem Werk hatte. Jede Harry Potter Fanfiktion hat härteren Sex als diese Buchreihe.

Die Shades of Grey Reihe hatte eine große Welle an Empörung und Hype ausgelöst.
Dabei wird vieles heißer gekocht, als gegessen.

Damit will ich das Ganze nicht verharmlosen, aber in Shades of Grey ist das was Christian getan hat auch nie als gut dargestellt worden. Ana hat stets sein Handeln kritisiert und sie haben trotz der Reibungspunkte immer wieder zusammengefunden. Sie wollte ihn sogar im letzten Film verlassen deswegen. Ich hab aber auch das Gefühl, dass alles immer heißer gekocht als gegessen wird.
Mittlerweile hat sich ja längst die Welle des Zorns gelegt, da die Geschichte ausgeschrieben und die Filme verfilmt sind. Dafür gibt es unzählige andere Filme, die diesem Werk folgten. Doch warum auch nicht? Es spricht die breite Masse an und das ist gut. Scheinbar hat es seine Zielgruppe gefunden und ich gönne der Autorin alles davon. Sie hat diese Nische überhaupt erst so gepusht. Ähnlich wie Twilight damals. Genauso wie der x-te Marvel Film seine Berechtigung hat, so werden auch diese Werke gerne geschaut und gelesen.
 
Das Dümmste was ich gehört habe war, dass diese Art von Medium ja den Feminismus beeinflussen würde. Dabei finde ich das gerade so widersprüchlich. Es ist doch schön wenn Frauen sich mehr bei dem Sex öffnen und auch mehr auf ihren Partner zugehen. Ob man jetzt die Männer bedauert, die in die Filme gezerrt wurden ist eine andere Sache, aber Fakt ist, dass viele Frauen sich dadurch mehr getraut hatten darüber zu sprechen. Im Grunde hatte also diese Autorin einen guten Grundstein gelegt.
 
Und klar, es ist schade wenn wohl ausschließlich solche Medien gerade gerne konsumiert werden und dadurch andere auf der Strecke bleiben, aber wenn es darum ginge könnte man sich auch über jedes andere Medium aufregen, was wohl mehr Aufmerksamkeit erfährt als beispielsweise eines was eher nischig ist. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, da meine Geschichten ja auch nicht so stark gelesen werden wie die meisten Wattpad Geschichten. Stört es mich? – Manchmal, ein wenig ja, weil ich mir gerne Leser wünschen würde. Gleichzeitig weiß ich, dass man das Interessenspektrum der Menschen nur schwer beeinflussen kann.
 
Ich liebe die Shades of Grey Reihe und hab mir auch alle Bücher und Filme dazu gekauft. Und es macht mir Freude mit meinen Mann diese zu schauen. Der die Filme genauso gerne mag wie ich. Wir leben trotzdem in einer gesunden, respektvollen Beziehung und ich denke so geht es vielen anderen Paaren auch. Ich kenne auch einen Bekannten, der auch schon Interesse daran geäußert hat und wie man sieht hilft es wohl nicht nur weiblichen, sondern auch männlichen Personen sich dieser Thematik zu öffnen.
 
Grob gesagt: Deutsche haben oft einen Stock im Hintern.

Seltsamerweise waren unsere Großeltern viel lockerer
bei diesem Thema als wir es heute sind.

Und ich musste das nicht nur bei dieser Reihe feststellen. Denn ich konsumiere auch so gerne Mal wild durcheinander die verrücktesten Filme und bei den meisten merke ich einfach, dass das Drama drumherum viel größer war als das Medium selbst. Ein Beispiel? Ich hab mir auch die After Reihe angeschaut und ich muss sagen, dass ich da einfach starke Teenie Film Vibes bekommen habe. Der Unterschied ist wohl der Sex-Anteil in den heutigen Filmen, der wohl zumindest in den 90ern nicht ganz so hoch war.
 
Dafür weiß ich von älterer Generation, dass wohl gerade wir Millennials eher verkrampft bei diesem Thema sind. Während unsere Großeltern das noch ganz anders ausgelebt hatten. Ein gutes Beispiel wäre wohl „Das wilde Leben der Uschi Obermaier“. Oder auch die Emmanuelle Filme, der Schulmädchen Report und viele andere Filme aus den 70ern.
 
Im Grunde genommen ist es bei jedem Medium das was du daraus machst. Ich glaube nicht, dass wir deswegen hoffnungslos verloren sind nur weil ein gewisser Anteil an Menschen so etwas gerne konsumiert. Manche steigern sich da vielleicht etwas mehr rein. Doch seien wir ehrlich: Wer hat das in dem Alter nicht. Ich meine ich steh selber mit so Filmen wie 365 Days auf Kriegsfuß und ich hab mir den Film auch gegeben. Hier wird ein Klischee nach dem anderen behandelt und Entführung wird verharmlost. Für mich war das auch eine wandelnde Red Flag.
 
Doch auch hier spalten sich wieder die Konsumenten. Mag sein, dass es auf TikTok ein paar Frauen und Mädchen gab, die sich zu sehr in die Geschichte vernarrt haben. Kann aber auch sein, dass sie sich nach ein paar Jahren denken: „Warum hab ich so was nur gesagt?“ mit einer gewisser Fremdscham dahinter. Denn schließlich macht jeder von uns diese Entwicklung durch. Und damals waren es bei uns halt Edward, Bella und Jacob. Heute sind es Tessa und Hardin. Ich finde es schön wenn man darauf hinweist, dass solche Geschichten reine Fiktion sind. Keine Frage. Doch am Ende ist es jedem Konsumenten selbst überlassen was er sich anschaut und durchliest.
 
Manchmal hab ich auch das Gefühl, dass das einfach so eine Art Parallelwelt ist die so zwischen Social Media und der echten Welt stattfindet. In echt ist den meisten meiner Mitmenschen egal was ich so in meinem Regal stehen habe, aber gerade dort wird gerne heftig darüber diskutiert was gut und was schlecht ist.
 
Für mich ist Shades of Grey weder das eine, noch das andere.
 
Ich halte es für eine etwas gehyptere Buch- und Filmreihe in der großen Medienlandschaft. Wahrscheinlich schauen wir irgendwann nach Jahren darauf zurück und… so verrückt es klingt… ich könnte mir vorstellen, dass es sogar Menschen gibt die sich den Hype zurück wünschen würden. Weil es, ähnlich wie es jetzt bei After und 365 Days ist, immer etwas kommen wird was wir als „schlimmer“ und „schockierender“ empfinden werden.
 
Erst waren es glitzernde Vampire und Werwölfe. Dann kam da dieser Millionär und später war es diese Teenieromance und der Mafioso.

Ich liebe die Reihe und hab auch kein Problem damit dazu zu stehen.
Jeder sollte das schauen und lesen was ihn glücklich macht. 😊💕


Da ich mich auch gerne außerhalb des Netzes mit meinen Mitmenschen über solche Themen unterhalte fand ich es sehr interessant wie diese darauf reagierten. Und was soll ich sagen? Den meisten ist es schlichtweg egal. Ich fand es eher ironisch, dass meine damals beste Freundin sehr empört über diesen Film war, aber jetzt selbst (leider) in einer sehr ungesunden Beziehung liebt. Während ich – die einen Narren an dieses Werk gefressen hat – in einer absolut intakten und gesunden Beziehung ist.
 
Ich glaube diese Thematik wurde in ähnlicher Weise sogar schon bei 13 Fragen behandelt (ein Format, dem ich sehr kritisch gegenüber stehe. Gerade wegen der oft fehlenden oder schlechten Moderation). Und ich bin der Auffassung, dass man bei gewissen Themen und Medien einfach eine Toleranz und Differenzierung braucht.
 
Außerdem… ich weiß auch nicht auf welchen Planeten manche leben, aber kommt schon. Shades of Grey soll schlimm sein? Ich glaube manche haben noch nie Hentais oder heftigere Pornos geschaut. Vielleicht bin ich da auch schon etwas abgebrüht, aber für mich sind diese Filme und Bücher schlichtweg Soft BDSM mit einem gewissen Touch von Klischee und Kitsch. Das war’s.
 
Wer will kann sich gerne hier auch noch ein paar Fakten zur Reihe anschauen.

 
Ansonsten würde ich sagen, dass ich das Thema hiermit auch belasse. Eigentlich ist es für mich kaum der Rede wert. Denn in meiner Realität (zum Glück) tauscht man sich auf Augenhöhe über seine Interessen aus und wenn es einen nicht interessiert oder man anders dazu gestellt ist, sieht man darüber lächelnd hinweg. Und ich glaube die meisten die sich damals über diese Reihe empört hatten, sich entweder schon über etwas anderes und Neues aufregen oder es schlichtweg schon vergessen haben, dass diese Reihe existiert hat.
 
Doch… bevor ich es vergesse. Dies ist natürlich nur meine subjektive Wahrnehmung zu dem Thema.
 
Die einen lieben Shades of Grey.
Andere wiederum hassen es förmlich.
 
Am Ende ist es jedem selbst überlassen was er mit dieser Information macht und auch mit dem Medium. Ich bin sehr dankbar, dass mein Umfeld bei diesem Thema so comfy damit umgeht. Und was ihr auch nicht vergessen solltet (wie bei so vielen Dingen):
 
Ihr konsumiert das für euch selbst und nicht für andere. Wenn du Freude an etwas hast ist es ganz gleich was andere dazu sagen. Vergiss das nicht. Du lebst dein Leben für dich selbst und nicht für andere. Menschen, die einen deswegen versuchen das Leben madig zu machen sollten ohnehin nicht in deinen näheren Kreisen sein.
 
Und jetzt macht euch eine schöne Zeit mit was auch immer euch Freude bereitet.
 
Ich wünsche euch noch eine schöne Restwoche und ein erholsames Wochenende.💖
 
~ LadyCasera 🐇




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