Darum distanziere ich mich von 'Ehrlich und direkt'


Ein Thema was mich auch schon sehr lange emotional begleitet ist mein alter Blog den ich damals auf Fanfiktion.de geführt habe. Denn dieser ist zwar noch immer Teil meiner Vergangenheit, aber es gibt viele Dinge darin die ich einfach nicht mehr teile. Und diese möchte ich auch hier aufdröseln.
 
Zu allererst möchte ich jedoch die eigentlichen Hintergründe von ‚Ehrlich und direkt‘ erklären. Denn der wahre Grund für diesen Blog war eigentlich ein Frust-Tagebuch. Ja, das ist wirklich an sich keine schöne Sache, aber ich war damals psychisch und auch körperlich enorm belastet durch unsere Terror-Nachbarn und als ich damals meinen ersten Blogeintrag geschrieben habe war dies quasi der Anfang des Blogs.
 
Und eigentlich war der Blog in sich auch größtenteils eher negativ, da ich dort wie gesagt die meiste Zeit sehr oft meinen Frust abgelassen habe. Ich schreibe hier zwar auch öfter Mal über ernstere Themen, aber eigentlich dient das eher der Aufklärung und weniger des Frustablassens. Und nein, an sich spricht für mich gar nichts gegen so ein Art Frusttagebuch, aber öffentlich muss so etwas wirklich nicht sein. (Ein Ratschlag den ich auch von einer Bekannten bekommen habe).
 
Diese Erkenntnis kam mir leider erst viel zu spät. Und obwohl den einen Kommentar damals auch nicht gerade so toll fand, war zumindest die Kernbotschaft darin: „Schlechtes zieht Schlechtes an.“ schon wahr. Denn im Grunde hatte ich aus diesem Blog nicht wirklich etwas Gutes entnehmen können. Weswegen ich mich im Nachhinein auch dafür schäme was ich da teils so abgelassen habe.
 
Deswegen möchte ich auch ausdrücklich sagen, dass ich zu großen Teilen nicht mehr hinter dem Gesagten stehe was ich dort geschrieben habe. Zwar habe ich auch meine Kritik gebündelt in einem Post zu dem Server hier gepostet, aber eigentlich habe ich schon seit Monaten damit abgeschlossen. Und ich wünsche mir auch für alle anderen Beteiligten, dass diese hoffentlich auch nach vorne schauen können.
 
Denn wenn ich eins aus diesem Fehler gelernt habe dann das es manchmal einfach gut ist sich in Ruhe zu lassen. Oder wie das Zitat schon sagt: „Leben und leben lassen.“
 
Jetzt aber zu den Punkten weswegen ich mich eigentlich so von meinem alten Blog distanziere.
 
Direktheit ist nicht immer gut
 
Das war tatsächlich der ausschlaggebende Punkt warum ich mich überhaupt nicht mehr so wirklich mit diesem Blog identifizieren kann. Es ging mir damals vor allem darum, dass ich sehr stolz auf meine Direktheit war. Jedoch hab ich für mich selbst gelernt wie negativ das sein kann. Denn als eigentlich immer noch sehr ehrlicher Mensch wurde mir im Laufe der Zeit (auch dank unzähligen Youtubern) bewusst wie wichtig überhaupt der Umgang mit Sensiblisierung ist.
 
Ich glaubte anfangs, dass die absolute Ehrlichkeit etwas Gutes wäre. Und damit will ich hier auch Niemanden zum Lügen anstiften. Es geht mir eher um den schmalen Grad aus Taktgefühl und Direktheit. Denn auch wenn man annehmen könnte, dass Ehrlichkeit eigentlich nur aus guten Intentionen heraus geschieht ist dem nicht so. Dazu möchte ich auch gerne ein paar Seiten verlinken, die mir diesen Gedanken auch bestätigt haben.
 
https://akutmag.ch/der-schmale-grat-zwischen-ehrlichkeit-und-unverschaemtheit/
 
https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/psychologie--diese-5-vermeintlich-guten-eigenschaften-sind-toxisch-13515746.html
 
Der Grund warum ich mit dieser Einstellung einfach nicht mehr ganz so de accord gehe. Gegen Ehrlichkeit an sich ist absolut nichts auszusetzen, aber man muss nicht bei jeder Gelegenheit seine Meinung zum Besten geben. Und genau das ist der Punkt wo vermeintlich gute Eigenschaften negativ sein können. Ich habe einfach nicht nur bei mir selbst, sondern auch bei anderen gelernt, dass man nicht alles kommentieren muss und es sogar gut sein kann den anderen durch die eigene Ehrlichkeit ein schlechtes Gefühl zu geben.
 
Nein, ich tendiere dadurch nicht zum Lügen. Das wäre für mich auch untragbar, aber es gibt für mich einen Unterschied zwischen Rücksichtnahme/Taktgefühl und der Entscheidung andere mit den eigenen Aussagen zu verletzen. Es ist nicht immer notwendig alles unreflektiert mit der Welt zu teilen. Um das nochmal zu veranschaulichen kann ich eigentlich nur die Experimente der Youtuber teilen, die teilweise auch in Schwierigkeiten geraten sind durch die absolute, permanente Ehrlichkeit.
 

 

 
Ich hab das auch in den letzten Jahren gemerkt wie sich mein Umgang spürbar geändert hat nachdem ich einfach aufmerksamer überlegt habe wo welche Aussage notwendig ist.
 
Oder um nochmal Klopfer zu zitieren:
 
„Wenn man nichts Nettes zu sagen hat soll man den Mund halten.“
 
Eine Wahrnehmung die sich hier für mich auch noch geändert hat war, dass es zwar noch immer Menschen geben mag für die Lügen an der Tagesordnung ist. Genauso ist mir aber aufgefallen, dass die Gesellschaft zumindest in Sachen Direktheit kein Ehrlichkeitsproblem hat. Dieses Jahr konnte ich auch am eigenen Leib erfahren wie es ist vom Psychiater  gebodyshamed zu werden. Oder vielleicht nicht unbedingt in eigener Sache, aber von anderen zu erfahren wie es ist verbal herabgesetzt zu werden.
 
Und auch wenn es Menschen gibt die davon überzeugt sind, dass jede Ehrlichkeit gut ist und alles nur eine Sache der Formulierung ist. So kann ich dem nicht zustimmen. Wenn du jemanden sagst, dass dieser dick in den Klamotten aussieht, zu klein ist für eine Arbeit oder nicht genug Qualitäten hat wird das nichts Gutes für diese Person bringen. Man muss nicht jedem alles sagen. Genauso gut kann man sein eigenes Ego für andere einfach zurücknehmen und schweigen. Oder sich vielleicht doch einfach Worte überlegen mit denen die Person auch etwas daraus ziehen kann.
 
(Aufbauendes ist grundsätzlich besser als Herabsetzung. Sind zumindest meine Erfahrung als Ex-Kinderpflegerin).
 
Ich kann mich nur bei denen entschuldigen die ich genau mit solchen unüberlegten Aussagen verletzt habe. Denn das ist absolut nichts mehr mit dem ich in Verbindung gebracht werden möchte. Für mich ist ‚Ehrlich und direkt‘ genau aus diesen Gründen Vergangenheit. Es waren vielleicht nicht alle Blogeinträge schlecht, aber es war dennoch nicht gut das alles unreflektiert mit der Welt zu teilen.
 
Auch wenn das besagte Personen zwar nicht lesen werden, aber es tut mir leid, dass mein vergangenes Ich so unreif gehandelt hat.
 

Nur Negatives

 
Das wird wahrscheinlich ein sehr kurzer Blogeintrag, da ich mich glaube ich hier etwas wiederholen werde, aber auch meine Negativität war ein großer Kritikpunkt an meinem damaligen Blog. Ich hab mir zwar meinen alten Blog jetzt nicht mehr durchgelesen, aber ich hab noch relativ gut in Erinnerung, dass ich die meiste Zeit eigentlich eine negative Pointe hatte. Und selbst in meinen jetzigen ernsteren Themen versuche ich zumindest etwas Wegweisendes darin zu finden.
 
(Außerdem sind mir Triggerwarnungen sehr wichtig geworden. Da ich ja selber weiß was das in einen auslösen kann. Wenn ich sie vergesse kann man mich gerne darauf hinweisen. Ich bin immer offen für Kritik.)
 
Ich hab auch deswegen irgendwann mit dem Blog aufgehört. Da ich selbst einfach keinen positiven Anreiz mehr zum Schreiben gefunden habe. Was auch kein Wunder ist. Hier habe ich alleine durch das Design wesentlich mehr Möglichkeiten auch meine Beiträge aufzuhübschen, aber mein vorheriger Blog endete halt im Frustablass.
 
Wenn ich jetzt einen Blogeintrag mache der sich auch Mal kritisch mit etwas auseinander setzt, dann versuche ich dabei meistens auf etwas hinzusteuern. Etwas was ich mir zugegeben auch etwas von Meinungsbloggern abgeschaut habe. Etwas Kritik an der Sache, dazu eine Prise eigene Meinung und ein Shoutout an andere Leute. Ob das jetzt das Rezept ist für solche Kritik-Beiträge kann ich zwar nicht beurteilen (da ich bisher auch keine Kommentare auf meinen Blog bekommen habe), aber ich denke Mal es ist immer noch der bessere Weg als mein vorheriger.
 
Eine gewisse Struktur hilft ja auch dabei das Lesen zu vereinfachen. Auch wenn ich jetzt nicht gerade dafür bekannt bin meine Blogeinträge mehrmals durchzulesen. So gehört für mich ein kleiner Check-Up trotzdem dazu.
 
Und bei Blogeinträgen die etwas umfangreicher sind lege ich mir auch Notizen und Stichpunkte beiseite. Da ich damit für etwas mehr Struktur im Schreiben sorge.
 
*
 
Natürlich macht jeder Mensch Fehler und Niemand ist fehlerfrei, aber ich halte es trotzdem für wichtig sich selbst zu reflektieren und auch sich damit auseinander zu setzen. Und ich freue mich über jeden der meinen jetzigen Blog liest und im besten Fall auch nie mit meinen damaligen, sehr frustrierten Ich in Berührung kam.
 
Ich werde weiterhin ehrlich mit euch meine Gefühle und Gedanken teilen. Denn Menschen wie Aljosha, Jonas Ems und viele weitere sind der Grund warum ich es für so wichtig erachte sich noch mehr zu reflektierten. Ein Thema was ich in anderweitiger Form auch nochmal aufgreifen möchte.
 
Und auch wenn dieser Blogeintrag jetzt nicht zu meinen Längsten gehört möchte ich mich dennoch an alle bedanken, die sich diesen durchgelesen haben.
 
Ich wünsche euch noch eine schöne Weihnachtszeit. 🎄
 
~LadyCasera
 

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