Mein Leben ist nicht perfekt


Ich weiß dieser Titel klingt etwas provokant. Denn welches Leben ist schon perfekt? Doch in der heutigen Zeit ist diese Frage wahrscheinlich nicht mehr so unrealistisch. Denn schließlich gibt es heutzutage Social Media, wo einem gerne genau das vor Augen geführt wird.
 
Als jemand der selber einen starken Ehrgeiz und mittlerweile leichter ausgeprägten Perfektionismus hat, kam ich immer wieder an dem Punkt, wo ich in Selbstzweifeln versank. Es gab auch eine Zeit wo ich es nicht nur mir, sondern auch meinen Mitmenschen schwer gemacht habe. Eben aufgrund dieses Perfektionismus, der immer dafür sorgen wollte, dass wirklich alles funktioniert, aber… und da kommen wir zum Punkt meines Blog-Themas.
 
Es gibt keinen Perfektionismus.
 
Und selbst wenn das Leben in relativ geraden Bahnen verläuft heißt das nicht zwingend, dass das immer so bleiben muss. Ich musste in meinem Leben sehr viel einstecken und ging auch durch einige Krisen. Durch diese lernte ich auch an meinem Perfektionismus zu arbeiten. Die Menschen die in meinem Leben vorkamen hatten dafür gesorgt, dass sich meine Einstellung zu diesem Thema verändert. Für mich selbst im positiven Sinne. Denn als jemand der mit Burn-Out diagnostiziert wurde war und ist der Perfektionismus wohl noch immer mein größer Erzfeind.
 
Denn ich bin nicht weder bedacht drauf das Beste aus etwas herauszuholen. Egal ob es um den Tag geht, meine Kunst oder schlichtweg mein Durst nach Wissen, den ich regelmäßig stille.
 
Ich würde sagen, dass ich mittlerweile mehr mit mir im Reinen bin als noch vor einigen Jahren. Weit vor der Pandemie hatte ich mich selbst bei Treffen mit Freunden immer abgequält, dass wirklich alles passt. Egal ob es jetzt um die Sauberkeit oder meinen persönlichen Zustand ging. Was dazu geführt hatte, dass ich oft sehr verkrampft war und nicht immer das Treffen so richtig genießen konnte. Natürlich gab es noch mehr Situationen in der mir mein Perfektionismus im Weg gestanden ist.
 
Wenn jetzt Freunde zu Besuch sind lasse ich auch gerne Mal den Haushalt liegen, die schmuddeligen Ecken für sich selbst stehen und konzentriere mich ganz alleine auf die Zeit mit den Menschen, die ich gern habe. Es fällt mir zwar immer noch sehr schwer dann nicht doch aufzustehen und da was zu machen, aber ich hab das Gefühl, dass ich mir da mittlerweile einfach weniger Druck mache. Irgendwo hab ich das auch dem Thema Minimalismus zu danken mir da mehr Druck zu nehmen.
 
Mein Weg zum Minimalismus (lady-casera.blogspot.com)
 
Ich hatte nicht nur angefangen meine Wohnung auszumisten. Sondern auch meinen Kopf. Was sicher auch dazu beigetragen hat war die Pandemie. Die Zeit in der man seine Kontakte extrem einschränken musste oder teils gar nicht mehr sehen konnte/durfte. Die Zeit alleine hatte für mich negative wie positive Folgen.
Die Positive war definitiv, dass ich mich mehr aufs Zeichnen konzentrierte, aber auch anfing mich selbst zu hinterfragen. Und so kam eins zum anderen. Wahrscheinlich führte auch der Faktor mit unseren Lärmnachbarn dazu, dass ich mit der Zeit entspannter wurde. Da wir in unseren jetzigen Wohnverhältnis einfach das haben was ich als puren Luxus bezeichnen würde. Ja, wir haben teils noch ein paar Stockflecken an den Wänden, aber nichts was ich nicht einfach abwinken würde. Wer einmal in einer Wohnung mit Schimmelproblemen gewohnt hat weiß wovon ich spreche.
 
Ja, ich glaube das waren alles Faktoren die in diese Denkweise hineingespielt haben. Und meine erfolglosen Versuche mich in Social Media zu integrieren. Ich weiß noch wo ich damals von Instagram abgesprungen bin. Einfach weil mir diese ganze Influencer Welt zu „perfekt“ und unecht war. Man kann natürlich sagen, dass es auch nischigere und andere Influencer gibt, aber einem wird ja trotzdem ständig was in den Feed gespült, was einem meist nur das unangenehme Gefühl gibt nicht genug zu sein. Ich bereue es bis heute nicht, dass ich mich gänzlich von dieser Plattform verabschiedet habe.
 
Doch das Thema Social Media ist nochmal ein Punkt für sich. Da gehe ich in einem anderen Blog noch darauf ein. :)
 
Ein Punkt der mir auch sehr geholfen hat war mich von meinem Erzeuger zu trennen. Der Kontakt zu meinem leiblichen Vater tat mir einfach nicht gut. Wenn ein Mensch der nach Jahren noch Dinge nachträgt ist das auf Dauer einfach ungesund für die Seele. Ich weiß noch wie ich damals nach jedem Telefonat mit ihm in Tränen ausgebrochen bin, weil er niemals mit mir zufrieden war. In seinen Augen hatte ich für ihn einfach versagt. Und das Ironische ist, dass er zumindest Teilschuld an meinem Burn-Out hat.
 
Zwar ging es mir nach dem Kontaktabbruch noch sehr lange Zeit schlecht. Doch irgendwann hatte ich einfach akzeptiert, dass mein Vater nur dann an mir interessiert war wenn er mich runterputzen wollte. Das ist traurig, aber leider bin ich mit so was nicht alleine. Ich kenne genug Kinder, die den Ansprüchen ihrer Eltern nicht genügen oder schlichtweg einfach nicht auf einer Wellenlänge mit diesen sind. Ein Glück ist meine Mutter und mein Stiefvater da anders. Die beiden haben mir generell eine gewisse Gelassenheit entgegen gebracht, die auch jetzt immer noch ein guter Konter gegen diesen perfektionistischen Druck ist.
 
Wie meine Mutter mir oft sagte: „Es ist doch egal was andere von einem denken. Wichtig ist, dass was dir Spaß macht und dich erfüllt.“ Generell ist sie auch jemand der wenig von den sozialen Medien hält und vieles gerne hinterfragt. Da weiß ich jedenfalls woher ich das habe.

Mach das was dich wirklich erfüllt.
Das Leben ist zu kurz um ständig den Ansprüchen anderer gerecht zu werden.

Und es stimmt halt wirklich. Es ist egal was andere von einem denken. Mir ist mittlerweile einfach nur noch mein Inner Circle wichtig. Heißt unterm Strich: Partner, Haustiere, Eltern und Freunde. Vielleicht noch gute Bekannte, aber das wars auch. In meinem Augen gibt es sowieso nichts Wichtigeres als ein stabiles, emotionales Umfeld. In der Zeit wo ich mich noch von Menschen umgeben habe, die mich in irgendeiner Form negativ beeinflussen wollten, hab ich mich gänzlich entfernt. Was auch dazu geführt hat, dass ich alles etwas entspannter sehe und mich wie ein Fisch im Becken treiben lassen kann.
 
Ein weiterer Punkt der dazu geführt hat, dass ich mehr aufatme ist der Umgang mit sich selbst. Stichwort: Selbstliebe. Und nein, ich meine damit nicht etwaige Hashtags auf Instagram und anderen Influencer basierten Apps, sondern die wirkliche Selbstliebe und Selbstakzeptanz. Ich hatte mir nämlich lange eingeredet ich wäre nicht richtig so wie ich bin. Doch das ist ein Irrtum. Es war eher so, dass ich zu sehr versucht hatte es allen Recht zu machen und mich deswegen auch immer sehr weit nach hinten angestellt hatte.
 
Der Youtuber Martin Wehrle hat mir dabei auch sehr geholfen. Denn der spricht sehr oft die Thematik an wie die Gutmütigkeit von Menschen ausgenutzt wird und man generell sehr schnell getreten wird, wenn man für die Gesellschaft das nicht notwendige dicke Fell hat.
 
Ich habe gelernt, dass Gefühle zeigen so wichtig ist für die eigene psychische Gesundheit. Meine engsten Freunde sind diejenigen die mich schon in allen Lebenslagen erlebt haben. Weinend, wütend und neben der Spur. Halt nicht so wie es uns gerne im Internet oder den sozialen Medien vorgegaukelt wird. Vor allem wenn es um das Thema toxische Positivität geht. Es mag sein, dass es durchaus auch Nischen in den sozialen Medien gibt wo das mehr toleriert wird, aber mein Gesamteindruck von Facebook, Instagram und Twitter waren bisher eher ernüchternd.
 
Man will halt doch meistens lieber die guten Seiten seines Lebens zeigen, aber das war für mich einfach ungesund. Ich hatte sogar Mal eine Phase wo ich gar nichts gefühlt hatte weil mich diese Positivität einfach innerlich zugrunde gerichtet hat. Es hatte sehr lange gedauert bis ich sogar vor meinem Partner wieder richtig weinen und mich fallen lassen konnte. Nicht wegen ihm. Sondern einfach weil da ständig dieser Druck war ja nicht aufzufallen und alle Gefühle zu überspielen oder zu unterdrücken, weil die Mehrheit einfach die Positivität vorzog.
 
Und nicht nur ich hab diese Erfahrung machen müssen. Es gibt eine Menge Menschen die mir gerade in den letzten Jahren begegnet sind die ein Problem mit dieser toxischen Positivität hatten. Das waren für mich auch die Gespräche aus denen ich am meisten ziehen konnte. Weil sie halt realistisch und ungestellt waren. Man hatte das Gefühl einen Mensch aus Fleisch und Blut vor sich zu haben. Etwas was in einer Welt voller Perfektionismus schon fast wieder eine Abnormalität ist.
In meiner Realität ist Niemand perfekt. Jeder macht Fehler und die meisten die ich kenne sind auch nicht nachtragend. Ich glaube ich würde eingehen wenn die echte Welt wie Social Media wäre. Denn sie verfälscht leider zu vieles in unserer Gesellschaft. Ich bin meinen Freunden und meiner Familie dankbar, dass sie so ganz und gar nicht wie das ist, was gerne im Internet präsentiert wird.
 
Meine größte Wertschätzung und Empathie gilt den Menschen die den Mut haben aus der Masse hervorzustechen und auch Gefühle zulassen können. Auch zu akzeptieren, dass nicht jeder Mensch immer glücklich sein kann und es auch längere Krisen gibt. Für mich hat sich einfach heraus kristallisiert, dass ich auch in Zukunft nichts mehr damit zu tun haben möchte. Und es ist nicht so als ob ich nicht durchaus noch im Internet aktiv bin, aber anders noch als vor meiner Social Media Zeit. Mir tun die Menschen echt gut, die offener mit ihren Sorgen und Gefühlen umgehen können.
 
Es ist so als hätte ich gerade durch die oben beschriebenen Dinge immer mehr dafür gesorgt den Dämon namens Perfektionismus aus meinem Kopf zu vertreiben. Dieser taucht nur dann auf wenn ich mit ihm effektiv arbeite. Sei es bei der Umsetzung meiner kreativen Ideen oder wenn ich einen Selbstbewusstseins-Boost habe und mich hinter meinen To Do’s hänge.
 
Ich hab im Laufe der Jahre einfach gelernt die Balance zwischen Gelassenheit und Perfektionismus zu finden. Und ich bin noch längst nicht am Ende dieser Lektion. Es wird noch viele Momente in meinem Leben geben wo ich an mir selbst zweifle, falle und wieder aufstehen werde. Das zu akzeptieren ist für mich einfach eine Lektion fürs Leben.
 
Letztendlich ist es uns selbst überlassen wie sehr wie den Perfektionismus an uns ranlassen und wie wir damit umgehen. Das Wichtigste ist, dass wir bei einer so kapitalistischen und Arbeit fixierten Gesellschaft vor allem auf die eigene psychische und körperliche Gesundheit achten.
 
Ich wünsche euch noch einen guten Start in die Woche.
~ LadyCasera

Im Nachtrag möchte ich noch dieses Lied von Jensen Ackles empfehlen. Der bringt das Thema finde ich ganz gut rüber. ^^



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