Dieses
Thema ist sehr sensibel. Und ich arbeite mit diesem Blogeintrag meine
persönlichen Erlebnisse auf. Ich bitte darum um absoluten Respekt in den
Kommentaren. Wenn ihr euch nicht dazu in der Lage fühlt und das Thema zu viele
Trigger in euch auslöst wäre es besser wenn ihr diesen Blogeintrag nicht lest. Für mich
selbst bedeutet dieser Blogeintrag eine große Überwindung und Ausbruch aus
meiner Komfortzone, da ich damit auch vergangene Gefühle aufarbeite. Bitte
respektiert das.
Noch ein kleiner Verweis: Dieser Blogeintrag hat eine Länge, die sonst die anderen Blogeinträge überschreiten. Wenn dir das also zu viel Text ist kannst du meinen Blog auch gerne in mehreren Abständen durchlesen. Mir ist erst im Nachhinein aufgefallen wie viel Text es jetzt am Ende doch geworden ist. 🙈 Danke. 💗
~*~
Wo soll ich anfangen? Ich weiß noch wie ich
damals im Kindergarten schon Probleme hatte mit Menschen in Kontakt zu kommen.
Meine starke Anhänglichkeit zu meiner Mutter hat es mir nicht leicht gemacht
aus mir herauszukommen. Meine Angst vor fremden Menschen war auch dort schon
sehr groß. Gerade weil ich ein sehr schüchternes Kind war. Doch mit dem Eintritt in die Grundschule fing
bei mir der ganze Albtraum überhaupt erst an. Ich hatte am ersten Schultag
geweint, wodurch ich sehr viel Unverständnis erntete. Es war noch nicht so
schlimm wie auf der Hauptschule. Allerdings war es das Vorstadium von dem was
mich erwarten würde. Meine Erinnerungen sind verschwommen. Drum verzeiht mir
wenn ich es nicht mehr klar wiedergeben kann. Die intensivsten Erinnerungen hatte ich wie
gesagt erst in der Schule danach. Doch auch dort hatte ich schon sehr viel
Gemeinheiten erfahren. Man hat oft über mich gelacht, weil ich halt auch sehr
hilflos war. Ich hab sehr oft geweint, da ich mich generell lieber vor Menschen
zurückzog. Wer meinen Thread über sensible Menschen gelesen hat wird wissen
worauf ich hinaus will. Das Leben als sensibler Mensch Jedenfalls konnte ich in meiner
Grundschulzeit auch Freundschaften schließen. Das waren zwar eher typische
Schulfreundschaften, aber es hat mir zumindest das Gefühl gegeben Menschen zu
haben die mich mochten. Ich weiß sogar noch wie ich bei dem einen Sommerfest
mit den anderen rumgegangen bin. Wir haben uns Eis und Bratwurst geholt und uns
eine schöne Zeit gemacht. Da hören meine Erinnerungen allerdings auch
schon auf. Ich war halt sehr still und zurückhaltend. Was man auch an meinen
Benotungen sehen konnte. Viele Lehrer hätten sich von mir gewünscht, dass ich
mir rede und auch lauter und deutlicher. Denn auch wenn man es mir heutzutage
nicht mehr so anhört hatte ich damals sehr starke Sprachbarrieren. Nicht etwa
wegen der eigenen Deutschkenntnisse (später war ich sogar Spitzenschüler in
diesem Fach), sondern darin mich zu artikulieren und meine Stimme auch so weit
zu erheben, dass andere mich verstanden. Es hieß halt sehr oft: „Casera, sprich etwas
deutlich.“ – „Hör auf so zu nuscheln.“ – „Ja, das hat jetzt wirklich Niemand
verstanden was du gesagt hast. Setz dich wieder.“ Generell wurde ich auch die
Jahre danach immer wieder auf meine Stimme angesprochen. Weswegen ich gerade in
der mündlichen Bewertung natürlich komplett durchgerasselt bin. Das Problem war, dass sich das zu einem
Teufelskreislauf entwickelt hat. Je mehr man mich darauf ansprach desto
schlimmer wurde es. Ich gab mir sogar Mühe und hatte Zuhause teils vor dem Spiegel
gesprochen. Doch als ich wieder in der Schule war spürte ich wie meine Stimme
erblasste und ich wieder zurückfiel in dieses Muster. Und dann weinte ich
wieder weil man mir genau das im Unterricht ankreidete. Der Grund warum ich
mich so selten gemeldet hatte. Da ich mich irgendwann einfach geschämt hatte
meine Stimme zu erheben. Als ich dann die 4. Klasse beendete stellte
sich auch heraus, dass ich wohl doch besser für die Hauptschule geeignet war.
Meine Noten waren nicht einmal schlecht. Das wurde instinktiv entschieden. Im
Nachhinein hätte ich wohl eher auf die Realschule gepasst, da ich oft im
Unterricht unterfordert war und ich auch bis heute ständig damit konfrontiert
wurde warum denn nur diesen Abschluss hätte. Damals war ja auch ein Hauptschulabschluss
noch völlig ausreichend. Mittlerweile wird für fast alles ein Abitur oder ein
Studium verlangt. Teilweise auch für Dinge, wo ich es ehrlich gesagt nicht
nachvollziehen kann. Es schränkt einen als Erwachsener jedenfalls sehr ein wenn
man nur diesen Abschluss hat. Wobei ich auch der Auffassung bin, dass ein
Abschluss nicht alles ist. Gerade durch diese Einschränkung konnte ich lernen
wie Menschen mit einen umgehen wenn sie einen für ungebildet und dumm halten.
Und ich kann nicht mehr von zwei Händen abzählen wie oft mir genau das
unterstellt wurde. Eigentlich traurig, aber viele Menschen denken so simpel und
verbinden so einen Abschluss automatisch mit weniger Intelligenz. Doch zurück zum eigentlichen Thema. Ich weiß
noch, dass ich sogar die erste Zeit in der Hauptschule eine Freundschaft mit
ein paar Mädchen geschlossen hatte. Da ich ein so schlechtes Namensgedächtnis
habe könnte ich nicht einmal mehr ihre Namen abrufen, aber ich war sehr dankbar
von Menschen angenommen zu werden. Nur lief nebenher ja auch noch mein
Privatleben und eine Freundschaft die ich schloss war ich in Verbindung mit
dieser Schule. Durch einen Zufall hatte ich die Chance
gehabt ein Pflegepony zu bekommen. Wir hatten in meinem Heimatdorf einen Stall
in der Nähe und ich war öfter mit meiner Mutter unterwegs auf dem Fahrrad. Dort
sind Pferde ausgebrochen die sie eingesammelt hatte. Ihr müsst wissen, dass
meine Mutter damals auch ein eigenes Pflegepferd hatte um das sie sich
gekümmert hatte. Als absoluter Bille & Zottel Fan (diese Schneiderbücher
hat sie mir vermacht) war das für mich fast schon eine kleine Assoziation zu
der Geschichte. Nachdem man uns angeboten hat die Pferde kostenlos zu verpflegen
und reiten zu dürfen ging für mich ein Traum in Erfüllung.
Ich war so glücklich über mein erstes Pflegepferd. Die Ausritte und die Pflege waren ein guter Ausgleich zum Schulalltag.
Neben diesem schönen Traum Pferde zu pflegen
und reiten zu lernen lernte ich auch meine erste beste Freundin kennen. Ich hab
sogar noch einen Brief von ihr den sie mir aus dem Urlaub geschenkt hat. Ihr
Name war S. und später kam auch noch eine Dritte in unserer Freundschaftsgruppe
dazu. Wir liebten es zu reiten, über Pferde zu sprechen und außerdem hatten wir
noch eine Gemeinsamkeit: Playmobil. Ich hatte ja meinen Playmobil Reiterhof, wo
wir auch gerne auf gemeinsamen Treffen darüber redeten. Das war für mich eine
unglaublich schöne und erfüllende Zeit. Zu dem Zeitpunkt hatten wir beide für High
School Musical geschwärmt. Hach… das ist wohl die schöne Seite aus meiner
Vergangenheit. Es war nicht alles gänzlich schlecht, aber der Wendepunkt dieser
Freundschaft hat mich sehr geschmerzt. Witzigerweise hatte ich damals genau wie
sie einen Crush auf einen Jungen. Der eine Junge für den ich geschwärmt trug
den Namen meines jetzigen Mannes. Ein schöner Zufall, aber so spielt das Leben
ja manchmal. :) Doch wie endete diese Freundschaft? Und was
hatte das mit der Schule zu tun? Nun, ihr müsst wissen, dass ich mich damals
gerne mit diesen Mädchen auf dem Pausenhof getroffen habe. Ich hatte mich gerne
mit ihnen ausgetauscht. Auch wenn wir nicht viele Gemeinsamkeiten hatten. Da
war auch das andere Mädchen mit bei und halt auch meine Freundin S. Allerdings
läutete irgendwann auch die Pubertät ein. Und ich würde sogar sagen, dass ab
dem Zeitpunkt viele meiner Probleme ans Licht kamen. Denn irgendwann gingen die
Freundinnen von mir nicht mehr auf den unteren Pausenhof (der wo bevorzugt eher
von Jüngeren genutzt wurde) sondern die Treppe weiter nach oben. Und da ich es
nicht verstehen konnte wie sie plötzlich ihre Interessen änderte hatte sich diese
Freundschaft auch langsam gelöst. Sie ging soweit ich weiß auch nicht mehr so
oft zum Reiten und ich selbst hatte mich dann auch mehr abgekapselt. Da ging es
sogar noch. Ich wurde zwar von den Mitschülern gefoppt weil ich immer alleine
mit meinem Pausenbrot da stand, aber ich hatte das noch so halbwegs akzeptieren
können. Leider litten auch zu dem Zeitpunkt schon meine Noten darunter. Ich
weiß noch wie meine Mathenoten von einer 2 auf eine 5 runter rutschten. Es war
mir auch so unangenehm gewesen, dass meinen Eltern mitzuteilen, da ich ja nicht
wollte, dass sie sich Sorgen um mich machten. Jedenfalls war ich dann plötzlich Freundelos,
da die eine Freundin in der Dreierfreundschaft sich ihr anschloss und zum großen
Pausenhof nach oben ging. Da war ich nun komplett alleine auf mich gestellt.
Meine Eltern hatten sich zu dem Zeitpunkt immer heftiger zerstritten. Es gab
eigentlich kaum Tage wo nicht der Haussegen schief hing. Und dann merkte ich
auch noch eine Sehschwäche. Erst versuchte ich sie zu verbergen, aber als dann
raus kam, dass ich dringend eine Brille benötigte musste diese natürlich
bezahlt werden. Damals konnte ich übrigens auch noch besser sehen als heute.
Wahrscheinlich hatte ich deswegen auch noch gedacht diese Sehschwäche „überwinden“
zu können. Was natürlich nicht möglich war, aber na ja…
ihr müsst bedenken, dass ich da noch sehr jung und unerfahren war. Als ich
meine Brille bekam hatte ich mich erst sogar gefreut. Sie passte mir und ich
fand den Bernstein des Gestells sehr schön. Doch als ich am nächsten Tag in die
Schule kam war es mit der Freude vorbei. Ich weiß jetzt noch wie mich alle angeschaut
hatten. Sie drehten sich von mir weg, flüsterten und entfernten sich von mir.
Auch die damalige Gruppe bei der ich war wollte nichts mehr mit mir zu tun
haben. Am ersten Tag wurde ich zwar noch akzeptiert, aber eigentlich hatte ich
es ihnen bis an der Nasenspitze angesehen, dass sie nichts mehr mit mir zu tun
hatten wollten. Und ich weiß bis heute noch wie es draußen geregnet hat und
meine Mutter mich nach meinem Schultag fragte. Nicht mehr als ein Schluchzen war aus mir
rausgekommen bevor ich Tränen ausbrach. „Es war so schlimm.“ Und wisst ihr was?
Mein Bruder hat mich damals getröstet. Zu dem Zeitpunkt war gerade Mario Galaxy
rausgekommen und wir hatten zusammen die Bienen Welt gespielt. Er hatte
versucht mich von all dem Schmerz und Leid abzulenken. Das habe ich sogar noch
sehr klar und intensiv vor Augen. Das war auch nicht das letzte Mal wo mein
Bruder für mich einstand. Ich bin ihm bis heute dankbar für alles was er für
mich getan hat. Ab da an wurde es für mich immer schlimmer.
Es kam auch heraus, dass ich einmal versucht hatte die Unterschrift meiner
Mutter zu fälschen. Ich weiß noch wie peinlich berührt ich im Auto saß, als
meine Mutter mich damit konfrontierte. Seitdem hatte ich mir auch geschworen
nie mehr zu lügen. Das war ein Moment der sich mir bis heute ins Gedächtnis
gebrannt hat. Dieses Gefühl der Scham war für mich einfach unerträglich, aber
es sollte leider nicht das letzte Mal sein, dass mir das widerfährt. Hier muss ich jetzt Mal etwas weiter
ausholen. Denn sonst sitzen wir noch morgen hier. Ich weiß, dass ich mich sehr
schnell in Einzelheiten verstricke. Meine Eltern hatten sich vor Heiligabend
zerstritten. Das Weihnachten dort war sehr trostlos. Und in diesem Jahr wurde
auch noch ein Pferd eingeschläfert, was bei einem Unfall ein Bein verloren
hatte. Ich weiß noch wie sehr mich das fertig gemacht hat. Ich hatte einfach
das Gefühl gehabt immer mehr in einem Sog aus Unglück zu sein. Das Mobbing, die
Ignoranz und Verachtung waren für mich längst Alltag geworden. Denn es gab
keinen Tag mehr wo man mich nicht auf irgendeine Art und Weise aufgezogen hat.
Die Mobber hatten bei jeder Gelegenheit versucht mich noch weiter in dieses
Tief zu stürzen. Ein Glück wechselte ich die Schule nachdem
meine Mutter beschlossen hatte sich von ihren Mann scheiden zu lassen. Ich muss
sagen, dass ich echt froh war mich dazu entschieden zu haben sie auf diesem Weg
zu begleiten. Denn ich hätte ja auch bei meinem Vater bleiben können. Doch
wegen des Mobbings kam mir ein Schul- und Ortswechsel gerade entgegen. Zwar war
es sehr schmerzhaft für mich die Pflegeponys und die vertraute Umgebung hinter
mir zu lassen, aber zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch schon die fünf Kaninchen
(ja, die fünf Kaninchen, die Teil meines Romans sind) die mir sehr viel Trost
und Liebe spendeten. Ebenso wie unser Familienhund Sissy, die auch
mitkam. Mein Bruder blieb mit meinem Vater zurück, da er ohnehin in einer
weiter entfernten Schule sein Abitur machte. Ich dachte wirklich mit dem Umzug würde auch
das Mobbing aufhören. Ein neues Leben unter dem Dach mit meiner Oma und meiner
Mutter, aber dem war nicht so. Das Mobbing würde an diesem Ort erst richtig
anfangen.
~*~
Da war ich nun. Vor einem großen Gebäude mit
einem weitläufigen Pausenhof. Größer als der in meinem Dorf, wo ich
aufgewachsen war. Ich weiß noch wie ich gerade Mal die Treppen hochging als mir
ein männlicher Schüler entgegen kam und unironisch meinte ob ich die Klamotten
geklaut hätte. Keine Ahnung warum man mich darauf ansprach. Denn ich hatte oft
Second Hand Sachen getragen (teilweise von meiner Mutter oder meinem Bruder)
und natürlich war ich an dem Tag etwas mehr herausgeputzt, aber diese Aussage
hatte mich schon irritiert. Meine Klasse war auch sehr groß und da war
auch eine Mädchengruppe die anscheinend in der ganzen Schule beliebt war.
Außerdem war mein Klassenlehrer jemand der immer gerne die Schüler beleidigte.
Als jemand der nach wie vor sehr schüchtern war und leise sprach kam mir das
nicht gerade entgegen. Denn in meiner Schule davor hatte ich zumindest eine
liebe Englischlehrerin, die mir auch nach dem Schulwechsel das Beste wünschte.
Sie war auch die Einzige gewesen die mich trotz des Mobbings versucht hatte
nach Kräften zu unterstützen. Doch das war Vergangenheit. Der Klassenlehrer
liebte es auf den Schülern rumzuhacken und in meinen Augen hatte er den Beruf
verfehlt. Wenn man die Hausaufgaben vergaß musste man 100x auf ein Platt Papier
schreiben: „Mein Hausaufgabenheft. Mein Freund und Helfer.“ Ich weiß noch wie sehr
mich dieser Lehrer oft zur Weißglut getrieben hat, weil er einen ständig
aufzog. Und nicht nur mich. Einfach alle. Er war total gehässig und hielt sich
für etwas Besseres. Es war wirklich furchtbar unter solchen Umständen den
Notenschnitt zu halten. Wo ich doch sowieso nach meinen Mobbing einige Noten
schlechter war als der eigentliche Schnitt. Und dann gab es noch den Pausenhof. Die
Schüler fragten mich natürlich aus woher ich kam, was ich machte und was so
meine Hobbys waren. Zu dem Zeitpunkt war es schon mega cool zu rauchen, mit
Jungs zu knutschen und natürlich auch zu schwänzen. Eigentlich all das was mich
so gar nicht interessierte. Ich schaute lieber Coldmirror, verbrachte Zeit mit
den Kaninchen und dem Hund oder unterhielt mich mit meiner Oma über meine
Vergangenheit. Kurz gesagt: Ich war Mal wieder die
Außenseiterin. Die Komische, die Seltsame. Obwohl auch ich nicht abstreiten
konnte, dass dort meine Hormone schon in vollen Gang waren. Von der Periode
abgesehen entwickelte sich mein Körper auch weiter. Wobei ich zu dem Zeitpunkt
total unglücklich mit meinem Körper war. Ich hatte ein schlechtes Selbstbild
von mir. Kleidete mich oft in Pullis (selbst im Sommer) und Jeans und versuchte
generell nicht so viel Aufmerksamkeit zu erregen. Der Klassen- und irgendwo auch Schulliebling
war hingegen immer sehr modisch gekleidet. Hatte Schmuck und auch viel Geld.
Sie wurde von den Jungs wie Mädchen gleichermaßen angehimmelt. Die Mädchen
stylten sich ähnlich wie sie selbst. Während die Jungs oft mit ihr flirteten.
Die Lehrer waren auch total vernarrt in sie. Weswegen man ihr auch viel
durchgehen ließ. Ich glaube sie war sich total bewusst wie viel Macht sie in
ihrer Position hatte. Wäre das nicht genug fuhr ich auch noch jeden
Tag mit dem Bus zur Schule. Und da es ein Schulbus war hatte ich natürlich auch
unweigerlich Kontakt mit meinen Mobbern. Die einzige Zuflucht die ich hatte war
mein Zuhause. Wobei es dort auch manchmal drunter und drüber ging. Meine Mutter
hatte sich um einen Job bemüht, während ihre eigene Mutter sie auch das ein
oder andere Mal auf die Palme brachte. Zudem war der Bus auch anderen Gründen
unangenehm für mich. Denn dort hatte ich auch meine erste sexuelle Belästigung
erfahren. Der Begleitfahrer, der auch öfter die Tickets
kontrolliert, war oft in meiner Nähe. Ich hatte meist keinen Sitzplatz bekommen
weswegen ich mich dann einfach an der Stange festhielt. Jedoch hatte dieser
Mann (er war sicher um die 40-50 Jahre alt gewesen) sich mir immer auf
unangenehme Weise genähert. Und ich war total überfordert weil ich nicht wusste
wie ich mich verhalten sollte. Getraut hatte ich mich nie darüber zu reden,
aber er hatte sich mit seinem Schritt immer gegen mich gepresst und entweder
hatte es Niemand in dem vollen Bus bemerkt oder man hatte einfach selber zu
viel Angst vor der Konfrontation. Ich hatte also nicht nur bei der Hinfahrt
Probleme sondern auch am Ankunftsplatz. Und da ich meine Mutter nicht mit
irgendwelchen Problemen belasten wollte hatte ich natürlich geschwiegen. Leider
war das auch zu einer Zeit wo ich sehr oft verschlafen hatte. Es war so schlimm
für mich wenn mein Lehrer mich vor allen anderen bloßstellte. „Ja, Casera kommt
Mal wieder zu spät. Hat wohl den Wecker nicht gestellt.“ Und was er noch für
Sprüche raus haute.
Ich hatte mich einfach nur dreckig gefühlt als dieser Mann mich bedrängt hat. Mit gerade einmal 14 Jahren hatte ich meine erste sexuelle Belästigung erlebt.
Es war so schwer nicht jeden Tag zu weinen.
Die Tränen zu verbergen. Diesem Ganzen zu entkommen. Ich wurde teils auch
krank, weil mir so schlecht war vor dem nächsten Schultag. Und zum Glück hatte
ich eine liebe Mutter, die ihre Tochter auch bei sich Zuhause verpflegte. In
dem Punkt waren sowohl meine Mutter als auch mein Bruder absolut Gold wert. Sie
wusste natürlich nicht um meine Sorgen, da meine Noten in der Zeit semi gut
waren. Ich bin halt von
Einsen und Zweien zu Dreien und Vieren gerutscht.
Nichts worüber man sich freuen könnte, aber so richtig schlimm war es erst an
meiner letzten Schule (ja, das war nicht mein letzter Schul- und Ortswechsel). Und da war ja noch das Problem, dass ich mich
in einen Mitschüler verliebte. Dieser empfand natürlich nichts für mich, aber
meine Gefühle waren sehr heftig für ihn. Wir waren da auch auf so einem
Schullandheim wo die Lieblingsschülerin mich nach wie vor sehr fest im Griff
hatte. Wir waren nicht befreundet, aber sie nutzte meine Naivität aus. Zu dem
Zeitpunkt war ich aber der festen Überzeugung, dass diese Menschen mich
mochten. Auch wenn ich es jetzt natürlich besser weiß, aber für mich war das
damals eine schöne Schülerfreundschaft. Obwohl sie mir auch 50€ „geborgen“
hatten. Generell hatte ich gefühlt mein halbes Taschengeld immer wieder an
Schüler geliehen, die mir das Geld aber nie zurück gaben. Die Zeit im Landschulheim war übrigens ein
kompletter Reinfall. Sie hatten mich zwar geschminkt, aber total überladen. Es
sah echt nicht schön aus, aber ich war halt so verliebt gewesen, dass ich
dachte er würde mich damit mögen. Doch eigentlich machten sich die Schüler
währenddessen über mich lustig. Ich war für sie ein Clown und mein alte
Kleidung war für sie ein Grund hinter meinem Rücken über mich herzuziehen. Bei den Mädchen bei denen ich schlief war ich
auch nicht sonderlich beliebt. Sie hatten sich von mir distanziert und schauten
mich an wie ein ekeliges Insekt. Ich wäre sicher magersüchtig so dürr wie ich
wäre. Dabei war ich einfach genauso zierlich gebaut wie meine Mutter. Generell
komme ich aus einer Familie, die eher klein und schmächtig ist. Die Sehschwäche
hatte ich auch von meiner Mutter und meinem Vater vererbt bekommen. Das waren halt
schlichtweg die Gene, aber das war diesen Menschen egal. Für sie war ich etwas Dürres, Hässliches, was
man nicht leiden konnte. Und ich glaube ab da hat es auch angefangen, dass ich
immer weniger selbst von mir hielt. Denn schließlich glaubte ich den Menschen
die mir das sagten. Mein Lehrer ließ ja auch kein gutes Wort über mich hören.
Stattdessen lästerte er vor den anderen immer wieder darüber, dass ich viel zu
leise sprechen würde und es so unmöglich war mir zuzuhören. Der Grund warum ich sehr lange Zeit auch
einen absoluten Hass auf meine Stimme hatte. Mein Mann muss mir bis heute noch
erklären, dass dem nicht so ist. Ich hatte mich einfach nur geschämt überhaupt
zu sprechen, da ich das Gefühl hatte andere nur damit zu belästigen und zu
belasten. Und irgendwann hatte ich einfach angefangen zu schweigen. Tja… und dann war da dieser alte
Facebook-Verschliss. Wie heiß die Seite? Bsmparty. Da hatte ich mich
registriert nachdem ich erfuhr, dass da auch meine „Freunde“ aktiv waren. Das
war ein riesiger Fehler. Denn die Mädchen wussten über meine Verliebtheit zu
diesem Jungen. Ich glaube das war auch das erste Mal wo ich so richtig Hals
über Kopf verliebt war. Ja, ich hatte auch schon für den Jungen beim Reiterhof
geschwärmt, aber da waren die Gefühle längst nicht so ausgeprägt gewesen. Und ich glaube meine Reaktion darauf ihn zu
sehen wie er mit anderen flirtete löste eine unglaubliche Wut in mir aus. Man
kann sich jetzt darüber streiten wie klug das war, aber bedenkt: Ich war zu dem
Zeitpunkt 14 Jahre alt und hatte auch so keine Erfahrung mit dem Thema gehabt.
Mit meiner Mutter hatte ich nur wenig darüber gesprochen und so gab es Niemanden,
der mir Tipps gegeben hätte wie man sich in so einer Situation verhielt. Es war
absolut dumm von mir mich öffentlich darüber aufzuregen, dass der Klassenliebling
sich an meinen Schwarm rangemacht hat. Und ja… ich weiß was ihr denkt: Mean Girls.
Ich wünschte mir nach wie vor, dass es so was nur in Filmen gäbe. Nur, dass ich
nicht dieses schöne Happy End hatte wie die Schauspielerin. Denn der nächste
Tag sollte für mich der Schlimmste in meinem Leben sein (zu dem damaligen
Zeitpunkt. Es gab noch Schlimmere). Ich hatte furchtbare Angst gehabt auf den
Pausenhof zu gehen, da ich schon eine Drohnachricht bekam die hieß: „Dich
werden wir fertig machen. Darauf kannst du dich verlassen.“ Das Ganze
eskalierte so sehr, dass der Betreiber meinen Account verwarnte. Bei ihrem war
ich mir nicht so sicher, aber ich wusste auch, dass das Konsequenzen im echten
Leben haben würde. Und leider hat mich der Hausmeister auch aus dem
Schulgebäude rausgehutscht. Diese Erzählung meinerseits ist ein absolutes
Traumata. Bitte geht rücksichtsvoll mit diesem Thema um. Ich kann es nicht oft
genug betonen, aber ich erwarte ein gewisses Maß an Empathie um sich in die
Rolle von Betroffenen hineinzufühlen. Ich weiß noch wie ich die Treppen hinunter
ging und die Lehrer sich mit Kaffee in der Hand über die alltäglichen Dinge
unterhielten. Unten warteten sicher dreißig oder mehr Schüler auf mich. Die
Blicke waren auf mich gerichtet – ich hab jetzt noch Herzklopfen wenn ich nur
daran zurückdenke – und ich spüre noch die Angst in mir als ich wie so ein
kleiner Tropfen mich an den Mülleimer klammerte. Ja, Mülleimer. Damals dachte
ich, dass das der beste Platz für einen Vollversager wie mich wäre. Und ich behielt nicht Unrecht denn die Schülerin
ging auf mich zu und stieß mich. Tropfen fielen auf mein Pausenbrot. Immer mehr
Schüler standen um mich herum. Schubsten mich, demütigten mich und es fielen so
viele schlimme Wörter. Wörter, die ich nicht einmal in den Mund nehmen möchte
weil sie so von Hass erfüllt waren. Ich weinte hemmungslos und die Lehrer… die
Lehrer standen einfach nur da und tratschten weiter. Ja! Es war absolut nichts
passiert bis zum Pausenende.
Das Mobbing ließ mich einfach immer weiter in die Tiefe stürzen. Ab diesem Tag hatte ich unglaubliche Probleme in großen Menschenmengen zu gehen. Selbst heute noch bekomme ich Angst wenn ich daran zurück denke.
Dort kam dann eine Frau auf mich zu, die wohl
auch für solche Konflikte verantwortlich war. Sie ermahnte uns beide bei einem
Gespräch, dass wir solche Dispute nicht so im Internet austragen sollten. Mehr
passierte aber auch nicht. Es wurde nichts dazu gesagt wie man mich behandelt
hatte. Einfach nur die Ermahnung und das wars. Als wir raus gingen erklärte mir
die Schülerin auch, dass es damit sicher nicht gut sein würde. Und sie behielt
auch Recht. Denn die anderen mobbten und drangsalierten mich jeden Tag. In der
Umkleide machte man sich über meine Figur und mein Aussehen lustig. Man hat mir
das Mäppchen vom Tisch geworfen, die Beine gestellt und einmal musste ich auch
auf einen ganz kleinen Stuhl sitzen. Zur Belustigung der anderen. Ich hatte an dem einen Tag auch eine Drohung
bekommen. „Wenn du morgen zur Schule kommst stechen wir dich ab.“ Deswegen
schwänzte ich und stellte mich krank. Wobei ein Teil meiner Psyche automatisch
dazu beitrug, dass ich mit Magenschmerzen im Bett lag. Zu meinem Glück. Denn an
dem Tag ist wohl ein Schüler eskalierte und wurde in die Psychatrie gebracht.
Mehr hatte ich aber nicht erfahren. Als ich wieder gesund war ging das Ganze von
Neuem los. Ich weiß nicht wie viele Holzstifte mir zu Bruch gegangen sind. Wie
viele Seiten zerrissen waren und wie viele Gerüchte sich innerhalb kürzester
Zeit auf der gesamten Schule verbreiteten. Das Einzige was ich wusste war, dass
die Kaninchen, mein Hund und auch meine Mutter mit die Einzigen in meinem Leben
waren die mich mochten wie ich bin. Wäre da nicht der Stress zwischen ihr und
meiner Oma gewesen hätten wir sicher auch mehr Zeit gehabt miteinander zu
reden. Und da kam auch noch mein Stiefvater ins
Leben. Dem ich mit gemischten Gefühlen annahm. Die Scheidung meiner Eltern war
zu dem Zeitpunkt glaube ich nur einige Monate her gewesen, aber gleichzeitig
war meine Mutter auch unglaublich in ihn verliebt gewesen. Es fiel mir schwer
nach so kurzer Zeit schon den Platz mit meiner Mutter zu teilen. Zumal ich mich
nur noch mehr abkapselte. Denn da hatte sie ihre Mutter, die manchmal etwas
anstrengend war, die Arbeit und ihre neue Beziehung. Ich war eigentlich 90% des Tages bei den
Kaninchen oder am Computer. Die restliche Zeit verbrachte mit Nintendogs und
Animal Crossing am DS, lesen oder meinen Schulaufgaben, die ich mit wenig Lust
bewältigte. So zog die Zeit dahin und als meine Mutter beschloss aus dem Haus
auszuziehen war ich mehr als erleichtert über diese Nachricht. Erst kurz vor
dem Schulwechsel-Gespräch mit dem Schulleiter erfuhr meine Mutter von dem
Mobbing. Zwischenzeitlich hatte ich noch über so einen MSN Messenger eine
erneute Erfahrung mit sexueller Belästigung gemacht. Wo ich das erste Dick-Pick
meines Lebens bekam und danach ebenso verstört war. Das hatte ich ihr natürlich
verheimlicht. Als sie jedoch von meinem Mobbing erfuhr war
sie traurig und entsetzt. Sie hatte mich auch gefragt warum ich sie nicht
früher darin eingeweiht hatte. Doch da ich ja nicht nur in der Schule als
Belastung angesehen wurde, sondern auch das Verhältnis zu meinem Vater immer
schlechter wurde, hatte ich einfach angefangen diese angestauten Probleme und
Sorgen in mich reinzufressen. Sie hat mir aber auch gesagt, dass ich das nächste
Mal mit ihr darüber sprechen sollte. Ja, das nächste Mal. Das kam garantiert. Auf
meiner letzten Schule und die sollte für mich eine weitere Etappe des Mobbings
werden, die ein anderes Level als dieses hier hatte. Nicht schlimmer, aber
trotzdem genauso schmerzhaft und traumatisierend wie dieses hier.
~*~
Ich dachte mir eigentlich, dass die volle
boshaftige Aufmerksamkeit von Menschen schlimm wäre. Wie sehr ich mich
täuschte. Denn an meinem ersten Schultag wurde ich entsprechend aufgenommen.
Ich war halt die Neue. Dasselbe hatte ich ja schon einmal durch, aber diesmal
wurde ich eher schweigend angenommen. Was für mich zu dem Zeitpunkt noch sehr
gut war. Schließlich mussten diese Menschen ja auch erst Mal mit mir warm
werden und vielleicht war ich ja nicht mehr so verachtenswert wie in meiner
Ex-Schule. Mit diesen gutgläubigen Gedanken ging ich an
diese Schule heran, aber das Gegenteil war der Fall. Ich wurde absolut
ignoriert. Niemand sprach mit mir und ich war auch so unsichtbar für alle.
Ignoranz kann sehr schmerzhaft sein wenn man eigentlich nur akzeptiert werden
möchte. Ich war nicht mehr als ein Geist für meine Mitschüler und ging in der
Masse unter. Zudem musste ich die letzte Klasse wiederholen, da ich sonst mit
dem Stoff nicht hinterher gekommen wäre. Was für mich auch noch okay war, aber
ich hatte einfach gehofft in meiner jetzigen Klasse akzeptiert zu werden. Was es noch schwerer machte war mein
Sportlehrer. Ich will das gar nicht zu sehr detailieren, aber ich habe jetzt
noch daran zu knabbern, dass dieser Mensch sich etwas von mir genommen hat, was
mir gehörte. Er hat seine Machtposition missbraucht und mich selbst in eine
Situation gebracht in die ich nicht gebracht werden wollte. Dieser Missbrauch
ist mir auch erst als Erwachsene klar geworden, da ich wohl diese Gefühle so
weit verdrängt hatte, dass sie unter der Oberfläche schwammen. Da war ich also. Ein absolutes Objekt für
diesen einen Lehrer und ein Geist unter meinen Mitschülern. Zuhause gab es
ständig Probleme. Entweder weil die anderen WG Bewohner mit der Miete zu spät
kamen (wir teilten uns damals ein Haus mit drei weiteren Menschen) oder weil es
Streit zwischen meiner Mutter und mir gab. Die Verhältnisse waren sehr
angespannt und ich merkte auch, dass ich mich zu dieser Zeit sehr gegen meine
Mutter auflehnte. Das hat sicher jeder Teenager schon durchgemacht, aber
irgendwie war ich in allem ein Spätzünder, denn die meisten meiner Mitschüler
hatten diese Auflehnphase schon viel früher. Nachdem das Jahr zu Ende war würde ich auch
in meiner „neuen“ Klasse sein. Diese empfing mich nicht gerade mit Euphorie und
ich durfte mich neben eine Mitschülerin setzen, die mir den Platz freihielt. Ich
hatte dort auch „Freunde“ gefunden. Oder zumindest nahm ich an, dass dies meine
Freunde wären, aber auch das stellte sich am Ende als Trugschluss heraus. Ich verbrachte die Pausen mit ihnen, da sie
selbst wohl auch eher Außenseiter waren. Der Grund warum ich davon ausging,
dass man mich dort mehr annahm. Da ich mir größte Mühe gab meinen Abschluss zu
schaffen war ich natürlich auch sehr aufs Lernen konzentriert. Auch dort an der
Schule hatte ich einen Schwarm. Wie auch beim ersten Mal hatte mich dieser
natürlich abblitzen lassen. Und ich will hier keine Erinnerungen durcheinander
bringen, aber ich glaube kurze Zeit später lehnte mich dann auch diese Gruppe
ab. Wahrscheinlich weil sie Wind davon bekamen,
dass meine Beliebtheit immer mehr sank und irgendwann sagte mir dann eine aus
der Gruppe ich solle ihnen nicht mehr wie ein Hund hinterher rennen. Geknickt
wie ich war stellte ich mich an dem Tag in eine Ecke und ja… da war sie wieder,
die sensible Casera… und weinte. Die Jungs aus der Schule nahmen das zum Anlass
mich mit Kieselsteinen zu bewerfen. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie dreckig
ich mich damals gefühlt hatte. Erst war ich an einen Mülleimer geklammert,
jetzt wurde ich mit Steinchen beworfen und wie der letzte Dreck behandelt… ich
hatte angefangen einen sehr großen Selbsthass zu entwickeln, der schon in der
vorherigen Schule seine schwarzen, dürren Äste aus dem Boden gestreckt hatte. Diese schwarzen Dornen, die jeden Tag in
meine Brust stachen. Und einige Tage später bekam ich von der Klasse einen
Rundbrief. Jeder hatte darauf unterschrieben. Wie sehr sie mich hassen und dass
sie sich wünschten ich wäre gar nicht hier. Ich hatte den Zettel zerknüllt und
weggeworfen, aber die Worte hatten sich längst in mein Herz gebrannt. Denn ich
wollte diesen Wünschen am Liebsten nachkommen.
Mein Selbsthass ist durch das Mobbing immer mehr gewachsen. Ich war innerlich einfach nur noch gebrochen und depressiv. Das Einzige was mich abhielt es zu tun waren meine Familie und Haustiere.
Nachdem meine Mutter mit ihrem neuen Freund
ausgezogen war aus diesem großen Haus zogen wir schließlich in eine kleine
2-Zimmer Wohnung. Ich weiß noch wie ich damals den Weg zur Schule immer
gegangen war und mir immer die Frage gestellt hatte wie mein Leben weiter ging.
Zu dem Zeitpunkt war ich auch schon längst im Visier aller. Die Demütigungen
fingen erneut an, aber sie waren noch schlimmer als davor. Denn die Gerüchte
machten auch hier die Runde. Ich wäre eine Schlampe, würde stehlen, sei
magersüchtig und ein totaler Psycho. Mit so jemanden konnte man keine Sekunde
den Raum teilen ohne kotzen zu müssen. Es war schlimm und es fällt mir verdammt
schwer das alles in Worte zu fassen ohne, dass mir selbst nicht beim Erzählen
die Tränen hochkommen, aber ich will diese Erlebnisse mit anderen Menschen
teilen weil ich ihnen zeigen will, dass sie nicht alleine sind. Denn ich weiß,
dass auch heutzutage noch viel gemobbt wird und die wenigsten jemanden zum
Sprechen haben. Ich tausche mich noch immer regelmäßig mit
anderen über ihre Mobbingerfahrungen aus und ich bin ehrlich froh, dass ich
mich damals nie vors nächstbeste Auto gestürzt habe. Die Zeit danach war für
mich leider auch nicht leichter. Denn da hatten sich erst die Auswirkungen des
Mobbings gezeigt. Mit 19 Jahren wurde ich mit Burn-Out und Depressionen
diagnostiziert. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch schon mehrere
Selbstmordversuche hinter mir. Es gab auch eine Zeit wo ich in der
Geschlossenen war, weil die Polizei online Wind davon bekam, dass ich mich
umbringen wollte. Das möchte ich auch später noch einmal in meinem Blogeintrag
über Depressionen aufarbeiten. Hier schneide ich das Thema lediglich an. Doch diese Erfahrungen haben mich mein Leben
lang geprägt. Denn dieser Titel soll kein Clickbait sein. Er ist bittere
Realität. Ab meiner Hauptschulzeit wurde ich die meisten Jahre nur gedemütigt
und ausgelacht. Ich hab bis heute Schäden davon getragen die tief in die Psyche
gehen. Der Grund warum ich auch so viel Unverständnis habe beim Thema Lästern
und hinter-dem-Rücken reden. Ich selbst hatte oft genug die Erfahrung gemacht
wie grausam sein können. Und obwohl einem Mobbingopfer oft eingeredet
wird, dass es doch selber Schuld an der Situation hat kann ich klar
widersprechen. Wenn
andere dich demütigen und mobben bist du niemals daran Schuld. Es gibt
keinen legitimen Grund andere Menschen auf so eine Weise zu behandeln und zu
misshandeln. Auch wenn Mobber einem das glauben lassen wollen. Als jemand der selbst genug Kontakt mit
Ex-Mobbingopfern hat weiß ich was das mit einem macht. Ich hatte leider nur
teilweise diese Narben behandeln können, denn momentan bin ich immer noch auf
Therapiesuche. Doch ich weiß was es mit einem macht wenn eine Traube an
Menschen anfängt einen zu hassen für das was man ist. Es gibt Menschen die einem am Liebsten die
Existenz und jegliche Menschenrechte absprechen würden. Damals war mir das noch
bewusst gewesen, weil ich jung war und man generell in der Schule sich nur
schwer dagegen wehren kann, aber mittlerweile weiß ich es besser. Ich hatte
sogar in meine ersten Ausbildung sehr schöne Erfahrungen machen können. Wo man
mich so genommen hat wie ich bin und es eigentlich kein richtiges Mobbing gab,
weil mir der Rücken gestärkt wurde. In Situationen wo das nicht der Fall ist hat
man viel mehr Schwierigkeiten sich zu wehren. Mobber wollen nämlich das du
mundtot bist und dich nicht zur Wehr setzt. Ich kann euch da auch das Buch von Norman Wolf ans Herz legen. ‚Wenn
die Pause zur Hölle wird: Wie du dich gegen Mobbing stärkst und Selbstvertrauen
gewinnst‘. Hier sind ein paar Tipps, die mir persönlich sehr geholfen haben mit dem Mobbing währenddessen und danach umzugehen. 💕 1.Du bist nicht Schuld
am Mobbing.
Auch wenn das natürlich für viele Mobber gefundenes Fressen ist spielt es keine
Rolle ob du dich einmal in der Schule/auf der Arbeit daneben benommen hast.
Menschen sind nicht fehlerlos und ich handle auch lieber aus der Moral der
Selbstliebe heraus. Jeder Mensch ist stets mit Respekt zu behandeln und sofern
das nicht der Fall ist gibt es für dich keinen Grund dich darum zu sorgen, dass
du etwas falsch gemacht hast. Selbst wenn du dich nicht immer korrekt benimmst
gibt es eigentlich keinen logischen Grund einen Menschen auszugrenzen. Um das Mal aufs
Strafrechtliche zu übertragen: Hier in Deutschland werden Gefangene ja auch
nicht wie der letzte Dreck behandelt. Sie werden sogar sehr menschlich
behandelt. Da es einfach keinen Sinn macht Feuer mit Feuer zu bekämpfen. (Auch
ein sehr wertvolles Zitat aus König der Löwen 2 und Star Wars). Hass führt
immer zu unsäglichen Leid und im Grunde machen sich die Mobber damit selbst
unglücklich wenn sie auf andere Menschen rumhacken. Du bist nur das Projektil für ihre Gefühle. Sei dir dem stets immer
bewusst, wenn Menschen dir versuchen weißzumachen, dass du sie „daraufhin
provoziert hast“ und es „darauf angelegt hast ausgegrenzt zu werden“. 2.Mitläufer haben im
Grunde auch nur Angst.
Es ist absolut nicht schön wenn plötzlich Menschen anfangen dich auch zu
mobben, obwohl sie vorher noch mit dir befreundet waren. Leider üben Mobber
eine sehr große Macht aus und sie geben den Mitläufern einen Grund, warum sie
sich nicht auf deine Seite stellen. Wieso sie nicht Zivilcourage zeigen. Ich
hab schon mit so vielen Mobbingopfern gesprochen, aber auch schon einigen Mitläufern
und die meisten schämen sich auch im Nachhinein dafür nicht gehandelt zu haben. Es gibt natürlich auch
die Mitläufer, die es einfach genießen andere Menschen zu demütigen. Doch ich
glaube viele davon haben einfach Angst ebenfalls ins Visier zu kommen. Und die
Macht ist halt immer da wo die Menschen glauben, dass sie dort ist. Mobber sind
meist sehr starke Persönlichkeiten. Zumindest von außen. Während Mobbingopfer
oftmals eher in der Rolle des Fügers sind und sich dem Ganzen unterordnen.
Ähnlich ist es auch bei den Mitläufern. Viele tun sich einfach schwer Partei
für dich zu ergreifen. Das ist nicht schön, aber psychologisch gesehen
verständlich, denn unser Urinstinkt greift einfach auf die eigene Sicherheit
zurück. Und die meisten Menschen… so fies es klingt… haben einfach keinen Bock
neben ihren eigenen Problemen sich auch noch mit deinen herumzuschlagen. Auch
wenn das wie gesagt sehr fies ist, aber oftmals leider das Ergebnis von so
einem Konflikt. 3.Du bist nicht alleine. Auch wenn man oft das
Gefühl hat, dass einen absolut jeder hasst und du am Liebsten gar nicht mehr an
den Ortdes Mobbings zurückkehren
würdest kann ich dir versichern, dass es immer Menschen geben wird die dich
lieben werden. Zu meiner Zeit waren es meine Mutter, mein Bruder, mein
Stiefvater und auch meine Kaninchen, aber ich bin mir sicher, dass dir auch
Menschen einfallen werden die dich mögen. Selbst wenn du der Überzeugung bist
ein absoluter Einzelgänger zu sein. So kann ich sagen, dass es immer Menschen
geben wird die dich vermissen würden. Du bist unglaublich wertvoll. Menschen versuchen
einem ja durch das Mobbing klar zu machen, dass du das nicht bist. Sie sprechen
dir die einfachsten Dinge ab. Und sei es nur (wie bei mir damals) einen
normalen Schulalltag, aber das macht dich nicht weniger wertvoll. Es gibt da
diese Handvoll Menschen die dich nicht mögen, aber das heißt nicht im Umkehrschluss,
dass du ein schlimmer Mensch bist. Jeder Mensch hat es verdient zu leben und
geliebt zu werden. Auch du. Vergiss das nicht. 4.Mobber sind im Grunde
auch Opfer ihrer Selbst. Das mag erst Mal komisch klingen. Doch es gibt einen
Grund warum Täter sich Opfer aussuchen. Sei es weil sie selbst sich ihrer nicht
ganz sicher sind oder weil sie dich wie gesagt als Projektil ihrer eigenen
Gefühle nutzen. Viele Mobber können selber Zuhause oder privat Probleme haben.
Es heißt nicht, dass diese Menschen durch und durch böse sind. Meist kann so
ein Verhalten einfach auf sehr viel Unsicherheit zurück führen.
Damit möchte ich dir
deinen Groll auf den Mobber gar nicht absprechen, aber es kann durchaus helfen
sich mit dem Thema zu beschäftigen. Traurigerweise können sogar Gemobbte zu
Tätern werden. Ich hab mich in das Thema auch schon sehr weit hineingelesen und
lass dir auch Mal ein paar Links da. Vielleicht interessiert dich ja einiges
davon. Ich will damit auch
nicht den Täter/die Täter in Schutz nehmen, aber vergiss nicht, dass sie
versuchen mit ihrem Hass auf dich, dich selbst mit diesem Hass zu infizieren.
Deswegen auch mein nächster Tipp. 5.Verfalle niemals in Hass, Rache oder Missgunst. Mein junges Ich war
von sehr großer Bitterkeit erfüllt, da ich mir dachte niemals mehr glücklich zu
werden. Diese Narben die mir meine Mobber verpasst haben werden wahrscheinlich
ewig in mir verweilen, aber das was sie dir da versuchen zu nehmen bist du selbst.
Denn in Wahrheit sind die meisten Opfer von Mobbing sehr liebenswerte Menschen.
Ich kenne viele Menschen, die eigentlich sogar eine unglaublich tolle
Ausstrahlung und etwas Besonderes an sich haben, aber trotzdem Opfer von
Mobbing wurden. Worte die ich mir
selbst heute noch predigen muss, aber verzeih dir selbst. Das ist ein großer
Schritt, aber sei gnädig zu deiner Seele und lass diese dunklen Gefühle nicht
näher an dich rankommen. Du kannst all diese Gefühle zulassen. Wut, Trauer,
Bitterkeit und auch diese Trostlosigkeit und die Frage warum man so behandelt
wird, aber versuche dich auch aus diesem Sumpf wieder zu ziehen. Als ein
jahrelanges Mobbingopfer ist der beste Weg gegen diesen Hass die Liebe. Das
klingt total schmalzig, ich weiß, aber sie kann sehr helfen wieder mit dir ins
Reine zu kommen. Du musst weder mit den
Mobbern ins Reine kommen, noch jemals wieder etwas mit ihnen zu tun haben. Doch
für den Heilungsprozess kann es sehr wertvoll sein die guten Dinge wieder mehr
sich vor Augen zu führen. Eben die Menschen, die dich so lieben wie du bist.
Deine Hobbys und Leidenschaften die dich ausmachen. Das alles ist einfach nur
wunderbar und schön. Halte an diesen Gefühlen und Gedanken fest.
~*~
Es kann sein, dass du auch im
Erwachsenenalter dich noch mit Menschen rumschlagen musst die dich nicht mögen.
Doch je nach Umstand deines Lebens (ich weiß, dass viele aufgrund von
Einschränkungen leider dieses Privileg nicht haben, weswegen ich diese jetzt
auch nicht in meine Aussage hineinbeziehen möchte) gibt es für dich
Möglichkeiten aus diesen Situationen zu entfliehen. Sei es denn Arbeitsplatz zu wechseln oder
schlichtweg den Kontakt zu den Personen abzubrechen. Auch wenn es schwer ist,
aber es geht immer weiter. Heutzutage gibt es zum Glück auch schon viel mehr
Toleranz beim Thema Mobbing, Therapie und auch Selbsthilfegruppen. Egal welchen
Weg du davon wählst: Du bist nicht alleine. Ich selbst habe mittlerweile auch
sehr viel Kontakt mit Menschen, die eher als Außenseiter angesehen werden (auch
im Erwachsenenalter) und das sind die liebenswertesten Menschen die ich kenne. Auch wenn das einen nicht vor Enttäuschungen
und Betrug schützt bin ich der Meinung, dass man immer vom Besten bei Menschen
ausgehen sollte. Mein Herz hat viele Narben und Risse, aber es hilft der Welt
offen entgegen zu treten. Empathie und Verständnis zu zeigen. Wie man so schön
sagt: Wie man es in den Wald hineinruft… das muss einen nicht vor schlechten
Erfahrungen bewahren. Doch meine Erfahrung bisher war, dass viele Menschen sehr
dankbar dafür sind wenn man der Welt freundlich entgegen tritt. Lass dich nicht von den paar Menschen
entmutigen, die dir Steine in den Weg legen und fokussiere dich auf dein Leben.
Es ist viel zu kurz um sie mit solchen zu verbringen, die dich ohnehin nur
ablehnen. Ich wünsche mir jedenfalls für dich und alle
anderen Menschen auf dieser Welt, dass sie ihren Frieden finden. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast ein
Teil meines Lebens hier mit mir zu teilen. Ich wünsche dir noch einen guten
Start ins Wochenende und eine erholsame Zeit. ~ LadyCasera
Hier sind noch etliche Links und Videos, die ich dir sehr ans Herz legen kann wenn du dich weiter mit diesem Thema beschäftigen möchtest.
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